KREIDLER FLOOD   Bureau B   October 2019

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AUSTRIA

Kreidler, die Krautschneider aus Düsseldorf
Ein legales Rauschmittel: das hinreißende neue Album "Flood" der Krautrock-Erben


Mixtur aus elektronischen und handgemachten Klängen: Kreidler bei der Arbeit. Foto: Andrej Topas

Auch Kinder, die in ihren ersten Erdenjahren mit viel frischem Krautrock gepäppelt wurden, erwachen irgendwann unsanft aus unpolitischen Träumen. Die Düsseldorfer Postrock-Veteranen von Kreidler hatten vor rund zweieinhalb Jahren ein fix und fertiges Album am Start: wie von ihnen gewohnt, ein bezauberndes Kabinett, vollgestellt mit klingelnden Modulen und sanft tuckernden Motoren. Dabei war Kreidler einmal nichts anderes als der Name einer schwäbischen Moped- und Mofaherstellerfirma.

Kaum eine deutsche Musikformation trug das Düsseldorfer Kling-Klang-Erbe behutsamer in die Zukunft als Kreidler. Die perkussiv schnatternde Musik des Quartetts enthielt die komplette DNA von Kraftwerk und Konsorten. Man genoss die Echos von Neu! und La Düsseldorf, das Vorwärtspreschen von Klaus Dingers wie mit verhängten Zügeln gespieltem Schlagzeug. Neo-Kraut, so nützlich wie nahrhaft. Klangkost aus dem Reformhaus.

Krautrock, dieser unendlich hässliche Begriff aus dem Wortschatz britischer Weltkriegsveteranen, erhielt in den 1990er-Jahren einen neuen Sinn. Kreidler und andere, verwandte Bandkollektive wie To Rococo Rot und Tarwater "beamten" die fließenden, wie Sirup süßen Klänge der alten, kosmische Kuriere hinüber in die Club-Landschaften von Techno und Electronica.

US-Postrockformationen wie Tortoise bezogen sich auf die famos improvisierenden Kölner Spinner von Can. Die jagten die Stimme eines japanischen Straßenmusikers über flauschweiche Klangteppiche. Und verloren sich in endlosen, köstlich mäandernden Improvisationen, die der Puls des anderen großen Schlagzeuggenies, Jaki Liebezeit, verlässlich am Leben erhielt.

Aus dem Schatten geholt

Ein späterer New-Wave-Zausel wie Julian Cope schrieb sogar ein dickes Buch über Krautrock. Das so lange verpönte westdeutsche Musikerbe wurde aus dem Schatten der Obskurität gezerrt. Und Kreidler, seit genau einem Vierteljahrhundert aktiv, speisten neue Qualitäten in das überwiegend synthetische Strömen ein. Bastelten Mini-Module. Okkupierten Klangkürzel aus Fernost oder ließen silberglänzende Döschen klingeln. Bis Donald Trump kam. Kreidler warfen ein komplett fertiggestelltes Album auf den Mist. Zu hell und freundlich erschien ihnen plötzlich das frisch abgemischte Ergebnis. Binnen weniger Tage wurde die Langspielplatte "European Song" aus dem Boden gestampft. Aus Tüftlern wurden Donnergötter. Die Platte trommelte lautstark den Protest ein gegen Rattenfänger, in Übersee und um die Ecke.

"Flood", das neue Kreidler-Werk, nimmt sich gegen das Wutalbum wie ein ruhiger Kommentar aus. Sanft, wie aus dem Brunnenschacht einer levatinischen Enklave, steigt "Eurydike" empor. Überhaupt scheinen Gespenster über Europa zu flattern, dem Kontinent, an dessen Küsten viele, viele Menschen allmonatlich ihr Leben lassen. Und immer wieder lassen die verhallten Saxophon-Schlieren an altes Kraut denken, zum Beispiel an Wolfgang Riechmanns wundervollen Schwanengesang "Wunderbar" (1978).

Von Düsseldorf nach Bristol

Zwischen sanftem Gongen und ziehenden Synthesizer-Wolken kommen auch Poeten zu Wort. Das Gedicht "Sida Hoada" stammt von Khoes alias Nesindano Namises aus Namibia. Der Titel, der so heißt wie die Sängerin, hätte übrigens formidabel auf eine der guten, alten Massive-Attack-Platten gepasst. Düsseldorf kann bei Bedarf eben auch Bristol werden. Kraut soll ja in gewissen Kulturkreisen ein gutes Rauchmittel abgeben.

Im Verlauf der mehrteiligen Komposition "Flood" gleiten Kreidler langsam hinüber in verschwiegenere Zonen, hinab in den globalen Süden. Man meint, in Charons Nachen den Fluss des Vergessens zu befahren. Gestrandete Boote verrotten am Ufer. Der Brasilianer Ricardo Domeneck meditiert auf Portugiesisch über das jahrmillionenfache Alter eines jeden einzelnen Körnchens Sand. Da ist sie wieder: die esoterisch anmutende Duftnote der deutschen Krautmusik. Man möchte in Flood förmlich versinken.

Ronald Pohl, Der Standard, 21.11.2019

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FRANCE
Et comme toujours avec Kreidler, le minimalisme de leurs compositions offre un maximum de sonorités entre pop, musique classique, krautrock et électro. Si le début du disque reste assez convenu, il faut attendre les cinq mouvements de la symphonie Flood pour s'émerveiller de ces mélodies froides, ces rythmiques mécaniques, ces élans impressionnants qui regorgent de moments d'accalmies et de silences opulentes. Les Allemands revisitent toujours aussi intelligemment le passé (de Kraftwerk à la new wave en passant par le post-rock) mais l'actualisment avec un style saisissant et quelques voix bienvenues.

****/6

Luc Magoutier, Magic, November 2019

Entre krautrock, ambient et dub, un très bon cru du groupe allemand.
Comportant trois morceaux à la fois rigoureux et sensuels, aux riches motifs répétitifs, la premiere partie propose trois palpitantes déclinaisons du Krautrock - mention spéciale à Nesindano, dont la beauté chatoyante est amplifiée par des vocaux en khoikhoï (une langue parlée en Namibie, au Botswana et en Afrique du Sud). Quant à la econde partie, elle consiste en un long mouvement qui donne son titre à l'album, découpé en cinq segments (Flood I, Flood II, etc.): un absorbas flot ambient teinté de dub, aux lentes et subtiles ondulations.

Jérôme Provençale, Les Inrocktibles, November 2019

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GERMANY

13 MAY 2019   ELBPHILHARMONIE HAMBURG

(photo: R. Trockel)

(..) Dies tut auch Kristof Schreuf, Stilbildner der sogenannten Hamburger Schule. Auf seinem Album "Bourgeois With Guitar" bedient er sich des kollektiven Popgedächtnisses. Er kreuzt etwa Fragmente von "Miss You" der Rolling Stones derart eigen mit Disco und Punk, bis ein wunderbar rätselhafter Gitarrenpopsong entsteht. Sein hemdsärmeliger Humor bietet zudem einen hübschen Gegenpol zu dem konzentrierten Klanglabor, das nach ihm die Electro-Rock-Avantgardisten von Kreidler errichten.

Das Set des Quartetts beginnt überraschend mit einem Gastauftritt der gefeierten litauischen Sopranistin Asmik Grigorian. So ergreifend schön ihr Gesang ist, wirkt er doch merkwürdig unverbunden mit dem fulminanten Furor, den Kreidler im Anschluss an Schlagzeug, Gitarre, Bass, Synthesizern, Samplern und Computern erzeugen. Mit feiner Dynamik bauen sie rhythmische Muster und Melodien auf, bis minimalistische Monster entstehen, die den Körper in positiven Stress versetzen. Beim Hinausgehen sind viele Gespräche zu hören, die all die Details dieses Abends zu fassen versuchen. Kunst, die definitiv nachhallt.

( bir ), Hamburger Abendblatt, 14. Mai 2019

ALBUM DES MONATS NOVEMBER 2019: KREIDLER FLOOD
"Wundervoll poetisch" "...mit jedem neuen Album überrascht und begeistert das Quartett mit neuen musikalischen Nuancen."

Olaf Zimmermann, Elektro Beats RadioEins RBB, November 2019

"Was Kreidler so unvergleichlich macht?! Es ist die Melange aus fein getaktetem Intellekt und klammheimlicher Freude am Unterlaufen von gewerblich stichhaltigen Strukturen. Anders formuliert: Wer nicht nach den ersten Takten des Openers "Euridike" in Trance gerät, möge sein Leben verfehlt haben. Genuss pur, auch ohne des Studiums der Theaterwissenschaft. Hauptsache, die Dramaturgie stimmt, wie auf "Flood". Selbst Electro-Nerds gebührt das Glück"

Hug, Amusio, October 2019

ALBUM DER WOCHE Stillstehende Raserei
- Kreidler nehmen auf ihrem neuen Album "Flood" den Druck raus, reflektieren und werden darüber doch glatt menschlich.

Christoph Benkeser, Spex.de

Nachdenkliche Elektronik at its best: Die Düsseldorfer ziehen ihre Musik in diverse Kulturklang­räume, auf der Suche nach den Orten, wo Körper und Geist sich treffen.
Auf dem Vorgängeralbum EUROPEAN SONG (2017) hatten Kreidler diesen elektronischen Hochdruckkessel entwickelt, aus dem böse rumorende Geräusche von der um sich greifenden Katastrophe erzählen durften - vom Wahlsieg Trumps bis zum Rechtsruck allüberall. Nicht, dass die Folgen davon in den Hintergrund gerückt wären, der musikalische Ansatz auf FLOOD hat sich aber gewaltig verschoben.
Seite eins beginnt mit einem Beat aus der Box, das Stück mit dem assoziationsreichen Titel "Eurydike" rollt langsam vor sich hin, es hat Keyboardflächen, Extra-Percussion, aber halt, das, was ich zu Beginn als Keyboards wahrgenommen habe, ist ein Saxofon, es zieht eine lange, für dieses Instrument untypische Spur durch das Gewebe des Tracks. Kreidler 2019 heißt auch: die Klänge noch einmal neu hören. Die Sounds nachdenken.
Auf "Nesindano" hören wir den Sänger Nesindano Namises, er singt in der Sprache Khoekhoe (Namibia), die Stimme gräbt sich durch ein Beatwerk, das aus dem Nachlass von Can stammen könnte. Und: Das ist fast ein Tanztrack hier. Der fünfteilige Zyklus "Flood" auf Seite zwei ist ruhiger als die Stücke auf Seite eins geraten. Flut und Überschwemmung tauchen wie politische Sound-Nachrichten in diesem Format auf. Der gedachte Kommentator: Sitzen wir nicht alle in einem Boot?
Kreidler überlassen die Antworten auch neuen Stimmen. Der brasilianische Dichter Ricardo Domeneck unternimmt in "Flood II" eine kleine Studie des Sandkorns, dazu akustische Gitarren, sich kringelnde Percussion. Man muss die Sprachen auf dem Album nicht unbedingt verstehen, um zum Kern dieser Forschungsarbeit zu gelangen: Kreidler ziehen die von ihnen generierten elektronischen Bewegungen in diverse Kulturklang­räume, vielleicht können sich Körper und Geist dort ja treffen.

Frank Sawatzi, Musik Express, Nov 2019

Mystisch minimalistisch wirft die Düsseldorfer Elektro-Institution Kreidler bizarre Schatten an die Schallwand. Ihre Version von anspruchsvoller Popmusik wirkt auf "Flood" rätselhafter, aber auch einnehmender denn je. Ende letzten Jahres in der Rheinmetropole plus Berlin aufgenommen, ist "Flood" wieder ein Album voller Leerstellen, die erst im Laufe mehrerer Durchgänge vom Hörer gefüllt werden können. Wenn überhaupt, denn als wäre Kraut, Dub und Clubmusik nicht ohnehin schon enigmatisch genug, übernehmen Thomas Klein, Alexander Paulick, Andreas Reihse und Detlef Weinrich dazu auch Elemente aus der griechischen Mythologie, der politischen Kunstform und der Erdgeschichte.
"Nesindano" transportiert beispielsweise ein gutes Stück vom guten alten Bristol-Elektrozismus der frühen Neunziger Jahre. "Alles ist unseres, meins und deins" singt die namibische Künstlerin Nesindano Namises (aka Khoes) gegen die Gewalt unserer Zeit an und übernimmt damit eine ähnliche Rolle, wie sie Shara Nelson bei Massive Attack einnahm. Mit dem Unterschied, dass sie etwas zu sagen hat, was wir nicht verstehen. Insofern bleibt gar keine andere Wahl als sich zu den Beats zu bewegen. Das fünfteilige Ensemble "Flood" droht stattdessen unheilvoll in Form verschiedener Aggregatszustände. Hier geht es um nicht weniger als die Ewigkeit. Zurückhaltend zeitlos und doch irgendwie größenwahnsinnig.

Oliver Schröder, Neolyd, October 2019

Detlef Weinrich und Konsorten haben ihren Mix aus Krautrock, Techno, Ambient und Kraftwerk weiter perfekt im Griff.

NN, Audio, Dezember 2019

Die Band Kreidler will mit ihrer Musik einen Raum für Assoziationen schaffen
Wie kann man ohne Worte singen? Darüber spricht Andreas Reihse von Kreidler im Interview. Die Düsseldorf-Berliner Band kommt am Mittwoch mit den Stücken ihres aktuellen Albums "Flood" nach Freiburg.

live
Zwischen Krautrock und Experimentellem: Kreidler, rechts hinten Andreas Reihse Foto: Andrej Topas

BZ: Was bedeutet der Titel Ihres aktuellen Albums?
Reihse: Alles ist in Bewegung, wir werden mit Informationen überflutet, aber auch das ewige Wechselspiel von Ebbe und Flut. Das Spektrum möglicher Bedeutungen haben wir bewusst sehr weit gefasst.

BZ: Der Vorgänger „European Song“ gilt als Protest gegen populistische Strömungen. Wie setzen Sie diesen auf „Flood“ fort?
Reihse: Es ist schier unmöglich, gegen Dummheit und Populisten zu argumentieren. Der größte Fehler ist, dass ihnen medial soviel Raum eingeräumt wird. Und mit schönen Texten kommt man nicht weiter. Ich ärgere mich immer noch über den Soziologen Slavoj Zizek. Er begrüßte die Wahl von Donald Trump zum US-amerikanischen Präsidenten. Das werde Gegenkräfte mobilisieren, argumentierte er. Vielleicht war das kurzfristig auch so. Ich sehe aber nicht, dass da irgendeine Bewegung von Relevanz entstanden ist. Woanders schon, also Fridays For Future hat da ein ganz anderes Potenzial, aber man sieht eben auch wie die Regierungen die Anliegen dieser Bewegung völlig ignorieren.

BZ: Warum singt die Band Kreidler eigentlich nicht?
Reihse: Das tut sie sehr wohl. Sie singt mit ihren Instrumenten und schafft einen Raum, in dem andere Künstler singen können.

BZ: Die eigene Stimme setzen Sie jedoch sehr sparsam ein.
Reihse: Wir haben in den vergangenen 25 Jahren immer wieder Texte eingesprochen oder gesungen. Wir halten es aber so wie bei unseren Plattencovern: Wir laden Experten ein, die sich mit der Sprache und ihrer Komposition beschäftigen, und bitten sie um einen Beitrag für unsere Stücke.

BZ: Von Ricardo Domeneck, der im Song „Flood II“ zu hören ist, stammt das Zitat „Sprechen verlangt heute, die eigene Stimme zu meiden“. Wie stehen Sie dazu?
Reihse: Das sehe ich durchaus anders. Schweigen ist für mich eine Form des Protests, die ich noch aus meiner Schulzeit kenne. Da saßen Menschen an Bushaltestellen und schwiegen für den Frieden. Das habe ich nie verstanden. Der einzelne Mensch macht sich da viel zu klein. Schweigen als Protest funktioniert nur, wenn es Teil einer Massenbewegung ist.

BZ: Was fasziniert Sie eigentlich an der Geschichte von Orpheus und Eurydike?
Reihse: Mir gefällt die theweleitsche Leseweise des Mythos. Im ersten Band seines „Buchs der Könige“ geht er darauf ein. Orpheus habe sich bewusst umgedreht, um Eurydike zu verlieren, schreibt er. Aus diesem Leiden wolle Orpheus weiter kreativ tätig sein. Nach Außen verdreht Orpheus jedoch den Sachverhalt und behauptet, Eurydike habe ihn verlassen. Das findet man in der Kunstwelt ja oft. Jemand verstößt seine Muße und stellt das Verlassensein ganz anders dar. Das Saxophon im Stück, das Sehnsüchtige, das ist bei uns auch nicht Orpheus, der die Steine zum Erweichen bringt, sondern Eurydike.

BZ: Die Liebe von Orpheus zu Eurydike wirkt besitzergreifend.
Reihse: Orpheus muss ein unangenehmer Kerl gewesen sein. Das belegen auch Beschreibungen aus der Antike. Trotzdem gilt er als Gründervater der Musik. Künstler sind leider nicht immer sympathische Figuren.

BZ: Wofür steht eigentlich die blaue Feder auf dem Plattencover von „Flood“?
Reihse: Sie ist Teil einer Arbeit von Anders Clausen, die ich in einer Ausstellung gesehen habe. Sie verkörpert für mich eine Idee von Natur als etwas, das von Menschen gemacht wird. Ein Eingriff. Sie könnte eine künstlerische überhöhung einer ölverschmierten Feder sein, die an einen Strand angeschwemmt wird. Die Themen Meer und Wasser werden auf der Einlage aufgegriffen. Es könnte aber auch eine Schreibfeder sein. Wir wollten einen Raum für Assoziationen schaffen.

BZ: Das Album „European Song“ war nach einer Woche fertig. Wieviel Zeit haben Sie für „Flood“ gebraucht?
Reihse: Im Vergleich zu „European Song“ haben wir ewig an „Flood“ gearbeitet. Wir haben uns schon im November 2018 im Studio in Düsseldorf getroffen und Skizzen aufgenommen. Aber zwischendurch haben wir alle an eigenen Projekten gearbeitet.

BZ: Läuft man da nicht Gefahr, sich zu verlieren?
Reihse: Das Internet vereinfacht die Kommunikation. Wir schicken uns Aufnahmen von Ideen hin und her. Wir kennen uns alle sehr gut und wissen, wie wir arbeiten. Mit Thomas (Klein, d. Red.) mache ich seit bald 30 Jahren Musik, mit Detlef (Weinrich, d. Red.) sind es 25 Jahre. Wir treffen uns auch nicht zum Proben. Wir sind auf eine gewisse Art eingespielt.

BZ: Inwieweit können Sie Kreativität auf Knopfdruck abrufen?
Reihse: Als Künstler ist es so, dass wir diesen Knopf nicht haben, mit dem man die Kreativität ausschalten kann. Ich nehme alles mit. Ich will alles sehen und nichts ausblenden. Ich will alles hören, was mich umgibt. Das ist alles Input, der ungefiltert reinkommt. Deshalb gehe ich auch immer ohne Kopfhörer in die Stadt. Ob dann immer etwas Tolles dabei rauskommt, ist eine andere Frage.

NN, Badische Zeitung, 10 March 2020

Sanft, aber bestimmt rollt "Eurodyke" gleich unwiderstehlich die Ohrläppchen herunter mit seiner exzellenten Mischung aus Ambient-Dub, schmirgelnd-schackelnder Percussion und verhallenden Bläserklängen. "Celebration" beschleunigt das Geschehen mit atemberaubenden Ellipsen eines wilden, um sich selbst kreisenden ungeraden Rhythmuspatterns, bei "Nesindano" sing Nesindano Namises exotisch klingendes Khoekhoe/Damara und entführt zuammen mit federnder Echo-Percussion in eine Welt zwischen Agit-Pop! und Post-Triphop.
Die zweite Hälfte des Albums der Düsseldorfer besteht aus den 5 Teilen des aussergewöhnlichen, Herz, Seele und Knie zum Zittern bringenden "Flood", das sich von einem verdubbten Sehnsuchtsthema aus aufmacht und elegische Nachdenklichkeit und konzentriertes Denken beschwört. Bei dem mit auch spanisch anmutenden Gitarrenklängen verzierten "Flood II" sieht man den portugiesisch sprechenden Ricardo Domeneck bildlich auf ein herrliches Meer eines verwehenden Synthklang hinausblicken, danach nimmt "Flood V" weiterhin zu Streichersamples und furchtbar schöner Keyboard-Melodik die Kurve gen Ewigkeit, wo Körper und Geist eins sind.

NN, Flight13, November 2019

Ein Schwebezustand aus zart-knisternder Elektronik und lebendig-pulsender Akustik. Kreidler - das ist diese Hydra einer Popmusik kontinentaler Prägung, die Bach, Disco, Postpunk, Club und Krautrock in wechselnden Anteilen in eleganter Leichtigkeit einfängt.

Auf »Flood« kommen zu den musikalischen Anleihen noch bedeutungsschwere mythologische Anspielungen hinzu - der erste Track ist nach Eurydike benannt, derjenigen Nymphe, deren Geliebter Orpheus für sie in die Unterwelt hinabstieg und dem diese Reise nur dank seiner magischen musikalischen Fähigkeiten gelang und insgesamt fünf Stücke widmen sich der titelgebenden Flut, die als Urkatastrophe der Sintflut in fast allen Kulturen Teil der identitätsstiftenden Sagenwelt ist. Da haben Kreidler sich also was vorgenommen für dieses neue Album und tauchen bedächtig ein in diese tiefen, unergründlichen Un- und Urtiefen.

Zwischen Natur und Konstrukt, Elektro und Akustik knarzt und knistert es, mal ein sanftes Rollen, dann ein leichtes Raunen, ein wehmütiges Saxofon, das leichte Zittern im Sound, Synthesizer, Streicher, rostiges Schlagwerk, Gitarren, Bässe, ein Gong. Einmal hören wir Portugiesisch, in einem anderen Stück Damara, eine Sprache Namibias - fremde Klänge, die sich zu feinen Soundgebilden verdichten. In »Flood« können wir versinken - und wie unter Wasser scheinen wir mühelos zu schweben, in einem Zustand ohne Ort und Zeit.

NN, JPC October 2019

Mystisch minimalistisch wirft die Düsseldorfer Elektro-Institution Kreidler bizarre Schatten an die Schallwand. Ihre Version von anspruchsvoller Popmusik wirkt auf "Flood" rätselhafter, aber auch einnehmender denn je. Ende letzten Jahres in der Rheinmetropole plus Berlin aufgenommen, ist "Flood" wieder ein Album voller Leerstellen, die erst im Laufe mehrerer Durchgänge vom Hörer gefüllt werden können. Wenn überhaupt, denn als wäre Kraut, Dub und Clubmusik nicht ohnehin schon enigmatisch genug, übernehmen Thomas Klein, Alexander Paulick, Andreas Reihse und Detlef Weinrich dazu auch Elemente aus der griechischen Mythologie, der politischen Kunstform und der Erdgeschichte.

"Nesindano" transportiert beispielsweise ein gutes Stück vom guten alten Bristol-Elektrozismus der frühen Neunziger Jahre. "Alles ist unseres, meins und deins" singt die namibische Künstlerin Nesindano Namises (aka Khoes) gegen die Gewalt unserer Zeit an und übernimmt damit eine ähnliche Rolle, wie sie Shara Nelson bei Massive Attack einnahm. Mit dem Unterschied, dass sie etwas zu sagen hat, was wir nicht verstehen. Insofern bleibt gar keine andere Wahl als sich zu den Beats zu bewegen. Das fünfteilige Ensemble "Flood" droht stattdessen unheilvoll in Form verschiedener Aggregatszustände. Hier geht es um nicht weniger als die Ewigkeit. Zurückhaltend zeitlos und doch irgendwie größenwahnsinnig.

Oliver Schröder, Neolyd, October 2019

Seit 25 Jahren sind KREIDLER aus Düsseldorf nun schon eine Institution in Sachen zeitgemäßer Kraut Rock Elektronik-Musik und stehen dabei ganz klar in der Tradition von Bands wie CAN, NEU!, LA DÜSSELDORF und natürlich KRAFTWERK. Ihr aktuelles Album "The Flood" ist diesmal jedoch etwas arabesker und somit auch irgendwie politisch ausgefallen, weil sie damit eine deutliche gesellschaftliche Positionierung beziehen, was die Band aber eigentlich schon seit ihren Anfängen (und auch davor) macht. Zum Glück kann man das auch völlig ausblenden, denn die rund 35 Minuten des Albums laufen in einem groovigen Flow durch und werden eigentlich nur durch die beiden exotisch klingenden Vocal-Beiträge von Nesindano Namises (Künstlerin aus Nanibia) und Ricardo Domeneck (Portugiesischer Dichter) unterbrochen oder (besser gesagt) aufgelockert. Rhythmisch, entspannt, hypnotisch, schwebend und höchst melodisch wären dann noch meine Attribute für die insgesamt 8 Tracks, von denen die ersten drei (A-Seite) auch für sich alleine stehen könnten und die anderen 5 (B-Seite) den "The Flood I-V"-Part bilden. Überraschend erinnerte mich sofort der aktuelle KREIDLER-Sound an die COIL der frühen 90er Jahre und dabei insbesondere an deren Album "Stolen And Contaminated Songs" mit dem Dance-Hit "Nasa-Arab". Neben der normalen CD-Ausgabe von "The Flood" gibt es die Vinyl-Version übrigens wahlweise in roter oder schwarzes Farbe. Sollte das alte Europa denn wirklich bald fallen, dürften zumindest KREIDLER sich bei den neuen Herrschern mit diesem Album und dessen Intension bestens angedient haben!

Marco Fiebag, Black Magazin Nov 2019

Interview mit Andreas Reihse
Album "Flood" von Kreidler: Eurydike sagt #MeToo

Tonart Deutschlandradio, 24 Oct 2019

Kreidler — weg
Das 25. Jubiläum feiern die Düsseldorfer und Berliner mit einem neuen Album. "Flood" heißt der Nachfolger zum extrem hibbeligen "European Song" (2017). Die acht Songs sind deutlich elegischer und krautiger — falls man dieses überstrapazierte Attribut tatsächlich verwenden möchte. Auf "Nesindano" arbeiten die überzeugten Instrumental-Musiker mit der namibischen Vokalistin Khoes zusammen, die auf Khoekhoe deklamiert: "sida huada, ti a, sa" — auf Deutsch: Alles ist unseres, meins und deins. Die Sängerin steht ebenso wie der brasilianische Dichter und Essayist Ricardo Domeneck mit auf der Bühne.

Zitty Berlin, November 2019

Die Band Kreidler spricht über den Klimawandel
Wellenreiten für die Ohren
Die deutsche Electronica-Band Kreidler spielt auf ihrem neuen Album mit Metaphern der Flut und macht dabei klare politische Aussagen.

jw
Alarmstufe Rot: Kreidler sorgen sich um den Zustand der Welt. BILD: ANDREJ TOPAS

Es passiert schnell, dass man beim Anhören des neuen Albums von Kreidler, »Flood«, ins Schwelgen kommt. Es klingt nach einem heißen Tag am Meer, die Wellen rauschen, man hat einen salzigen Geschmack im Mund, der Ozean rückt langsam näher und umspült die Knöchel: Es ist Flut.

Langsam flimmernde Beats treffen auf zart angeschlagene Bongos, dröhnende Samples wechseln sich mit aufsteigenden Synthesizertönen ab.

Die Band aus Düsseldorf ist seit nunmehr 25 Jahren bekannt für ihren elektronischen Neo-Krautrock, für Post-Rock, feine Industrial-Einflüsse und für vertrackte Electronica, also alles, was in den vergangenen Jahren auch wieder vermehrt Einzug in Clubs gehalten hat. Wer clubtaugliches ­erwartet, ist bei »Flood« aber auf der falschen Fährte oder besser: auf dem falschen Dampfer. Hier geht es nämlich ruhiger zu als auf manchen Vorgängeralben. »A ship of no ports« grüßt es einen von der Innenseite des Covers. Ein Schiff, das nirgends an­legen kann, das klingt nach der »Sea Watch 3«, Frontex, nach Tausenden Toten, nach Flüchtlingszügen auf der ganzen Welt. Oder, wie es nicht nur Rechtsextreme sagen würden: nach »Asylflut« oder »Das Boot ist voll«.

Kommt denn hier die Flut, von der Joachim Witt und Peter Heppner 1998 in ihrem mit Sozialdarwinismus liebäugelnden Lied sangen und damit eine geistig-moralische Wende in der deutschen Popmusik einläuteten, auf die Hörerinnen und Hörer zu? »Klar kennen wir jene Assoziationen. ›Flut‹ hätten wir die Platte bestimmt auch nicht genannt. Uns ging es um die Fluidität der zweiten Seite der LP«, deren fünf Songs mit »Flood I« bis »Flood V« betitelt sind, »um eine Überflutung mit Informa­tionen und Daten, um Wassermassen, die auf Landmassen stoßen — wahrscheinlich in Zukunft immer mehr und immer häufiger«, so Andreas Reihse und Alex Paulick einstimmig. Die beiden wohnen in Berlin, Detlef Weinrich (aka Toulouse Low Trax) und Thomas Klein leben immer noch in Düsseldorf.

Jahrelang haben sich Kreidler nonchalant apolitisch gegeben und das, was sie beschäftigte oder störte, eher implizit als explizit in ihren Songs thematisiert. Das änderte sich beim vorigen Album »European Song«. Reihse und Paulick sahen sich wegen der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA außerstande, die ursprünglich geplanten Aufnahmen zu veröffentlichen, was dazu führte, dass die Platte innerhalb von zwei Tagen neu aufgenommen wurde. Dies hörte man der Musik an: Ein wütendes Werk war entstanden, das an die Anfangstage der Band erinnerte. Als sie sich 1994 gründete (damals mit Stefan Schneider von To Rococo Rot anstelle von Alex Paulick), geschah dies auch als Reaktion auf das aufflammende Nationalbewusstsein in der vergrößerten Bundesrepublik. Gerade erst hatte man mitangesehen, was in Mölln, Hoyerswerda, Lichtenhagen und Solingen passiert war; wie sich Pogromstimmung breitgemacht hatte. Ein Schelm, wer eine ähnliche Stimmung für die Gegenwart konstatiert. Stichwort Politik also: »Slavoj Žižek hat den Wahlsieg von Trump gefeiert, weil er meinte, dass dies endlich Gegenkräfte zum Kapitalismus aktivieren würde. Das ist meines Erachtens mindestens zynisch, wahrscheinlich sogar eine stalinistische Denkweise«, resümiert Reihse im Gespräch über die vorherige Platte. Hingegen erkenne er in »Fridays for Future« eine Bewegung, die so vor Jahren noch unvorstellbar gewesen sei, nämlich eine, die ohne Splittergruppenmentalität Protest auf die Straße und in alle erdenklichen Kanäle bringt.

Neben den vier Bandmitgliedern von Kreidler sind auch Gastmusiker auf dem neuen Album zu hören, nämlich der brasilianische Dichter Ricardo Domeneck und die namibische Sängerin Nesindano Namises, auch bekannt als Khoes. Diese gab dem dritten Titel »Nesindano« seinen Namen. In ihm singt sie auf Khoe­khoe, einer im südlichen Afrika verbreiteten Sprache, von und gegen den Neokolonialismus: »Sida huada, ti a, sa« — alles ist unseres, meins und deins. Paulick, der mit Nesindano Namises zusammen an einem Theaterstück über die Geschichte der Herero und Nama gearbeitet hat, sagt: »Es ist ein Stück über die commons, über die normalen Bürger.« Und Reihse fügt hinzu, dass aus kapitalistischen Interessen Umweltkatastrophen in Kauf genommen würden, von denen die ärmsten Menschen am meisten betroffen seien. Auch hier bemerkt man die Sympathie für die neue Klimabewegung. Dass der Inhalt des Texts denen, die der namibischen Sprache nicht mächtig sind, verschlossen bleiben wird, nehmen die Musiker gelassen. »Wir finden es interessant, eine Botschaft zu vermitteln, die nicht verstanden wird und doch gleichzeitig zum Mitsingen einlädt. Es ist eine angenehme Entfremdung«, meint Reihse.

Ähnlich und doch gänzlich anders lief die Zusammenarbeit mit Ricardo Domeneck ab. Reihse wollte schon seit längerem mit ihm kooperieren. Für seinen Text, den er bei »Flood II« singt, gab es gleich zwei Entwürfe. Im ersten ging es um den Staudammbruch in der Nähe der Stadt Belo Horizonte, der Anfang des Jahres unzählige Häuser zerstörte und eine bislang ungeklärte Zahl an Todesopfern forderte. Doch letztlich entschied man sich für die zweite Version, die nun zu hören ist: Mit den Füßen im Sand schaut Domeneck auf das Meer und die Wellen und sinniert über ein Gespräch mit einem Geologen. Sie sprechen darüber, wie die Sandkörner, die am Strand liegen, aus weit entfernten Bergen stammen, und dass die Körner als Sedimente bis zum Strand gewandert seien. »Das klingt auf Deutsch und nacherzählt gleichwohl banal«, sagt Reihse.

Das brasilianische Portugiesisch, in dem gesungen wird, legt derweil einen Zauber über die gesamte zweite Plattenseite, die durchgehend einen leichten, dennoch ausgeprägten Charakter als Hintergrundmusik ent­wickelt. »Detlef Weinrich war es wichtig, dass man die Platte gut durchhören kann, wie man es zum Beispiel von ›Merry Christmas Mr. Lawrence‹ von Ryuichi Sakamoto kennt. Also Musik, die ein Ambiente in einem Raum erschafft«, so Reihse. Den Unaufmerksamen, jenen die nur nebenbei lauschen, aber nicht hören, bleibt dennoch die unge­heure Kraft verborgen. Die fünf Songs der B-Seite, von denen manche gerade mal zwei, andere fast sechs Minuten dauern, treten miteinander in Konkurrenz, obwohl in allen ähnliche musikalische Motive und Melodien wiederholt werden. In jedem Song werden die Verhältnisse der Instrumente zueinander neu justiert: Langsam flimmernde Beats treffen auf zart angeschlagene Bongos, ­minimalistisch dröhnende Samples wechseln sich mit aufsteigenden Synthesizertönen ab, im Hintergrund zart angeschlagene Gitarrensaiten — alles zurückhaltend, fast schon schüchtern.

Es ist ein fruchtbares Auf und Ab, es klingt nach den Gezeiten, es herrschen Ebbe und Flut. Auch wenn die Band dieses Mal Abstand von der »malerischen Abstraktion« ihrer Platten wie »ABC« wollte, bleibt festzuhalten, dass auch Kreidler — trotz des Wunsches nach Konkretion — im ­guten Sinn nicht aus ihrer Haut können. Es ist ein Album, das seine poli­tische Motivation unverhohlen und offen präsentiert und dabei trotzdem — nur vermeintlich ein Widerspruch — sehr sinnlich, sehr einfühlsam und sehr warm ist. Kreidler machen keinen Agit-Prop, sie machen Agit-Pop.

Lars Fleischmann, Jungle World 24 October 2019

ByteFM Alben des Jahres 2019
Timo Weiner(Soundlook):
Galcher Lustwerk — Information Robag Wruhme — Venq Tolep Floating Points — Crush Prins Thomas — Ambitions A Winged Victory For The Sullen — The Undivided Five The Düsseldorf Düsterboys — Nenn mich Musik   Kreidler — Flood   Flying Lotus — FlamagraNils Frahm — Encores 2 Dave Aju — TXLAX.

ByteFM, December 2019


Seit einem Vierteljahrhundert ist die in wechselnder Besetzung auftretende Düsseldorfer Band Kreidler fast durchgehend aktiv, die musikalische Bandbreite ihrer Leftfield-Elektronik reicht von technoidem Ambient und Disco über Dub bis hin zu Kraut- und Postrock-Ansätzen, die Liste ihrer Weggefährten reicht von den Chicks on Speed über Shantel und Daniel Miller bis zur Schriftstellerin Sibylle Berg. Am 25. Oktober erscheint über Bureau B ihr neues Album "Flood”, das einer variationsreichen, von Weltmusik und neoklassischen Einflüssen durchdrungenen Elektronik verpflichtet ist und einen in Khoikhoi gesungenen Gastbeitrag der namibischen Künstlerin Nesindano Namises enthält.

Admin, African Paper, 23 Okt 2019

Kreidler sind zurück! Gut zweieinhalb Jahre nach European Song brachte das Düsseldorfer Quartett im Herbst 2019 sein neues Album Flood heraus, wieder beim Hamburger Label Bureau B.

Das unter besonderen Umständen entstandene European Song (näheres siehe in den entsprechenden Rezensionen) stieß bei mir damals auf eher verhaltene Begeisterung. Flood zeigt nun wieder eine Rückkehr zu alter Stärke. Allerdings ist es mit nur 35 Minuten Spielzeit wieder reichlich kurz geraten. Aber was soll’s, lieber 35 Minuten konzentrierte Qualität als zwanghaft auf 80 Minuten aufgeblähte Langeweile.

Flood besteht aus drei einzelnen Stücken und einer fünfteiligen Suite, letztere nimmt in der Vinylausgabe die zweite Seite ein. Die ersten drei Stücke, die in der Vinylausgabe also die erste Seite bilden, zeigen den für die Band typischen Elektronik-Krautrock, dynamisch vorwärts preschend und sehr rhythmusbetont, wobei sich echtes Schlagzeug und elektronische Rhythmen überlagen und den Stücken eine Art hektischer Nervosität verleihen. Ergänzt wird das Ganze um allerlei elektronische Einsprengsel, oft in Form kurzer melodischer Fragmente. Auf Nesindano hört man dann einen Text der aus Namibia stammenden Nesindano Namises alias Khoes, die diesen in der im südlichen Afrika verbreiteten Sprache Khoekhoe vorträgt.

Die Flood-Suite zeigt sich von ganz anderem Charakter. Schwebende, fast Ambient-artige Klänge stehen hier im Vordergrund, die - hier nicht weniger vielfältige - Rhythmik tritt etwas in den Hintergrund. Im zweiten Teil der Suite gibt es erneut gesprochenen Text, diesmal in Portugiesisch, vorgetragen und geschrieben von dem brasilianischen Dichter Ricardo Domeneck. Dazu erklingt neben der schwebenden Elektronik noch eine zarte Akustik-Gitarre. Im vierten Teil wird die Rhythmik wieder drängender, ohne den schwebenden Charakter der Musik zu verändern, mit Flood V endet das Album ebenso rhythmisch wie entspannt.

Flood ist eine beeindruckende Rückkehr der Düsseldorfer Band zu alter Form. Weiter so!
Wertung: 12/15

Jochen Rindfrey, Babyblaue Seiten 11 2019

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NEDERLANDE

Hun elektronische creaties op Flood worden aangedikt met verwijzingen naar de Griekse mythologie en het gebruik van enkele gedichten. Het resultaat is bezwerende dance in ‘Eurydike’ en het vervolg ‘Celeration’. Het boeiendste zit echter verscholen in ‘Nesindano’. De voice komt van Nesindano Namises en wordt gezongen in de taal Khoekhoe/Damara. Daaronder zit een drijvend tromgeroffel. Als een bezwering vanuit het oerwoud bouwt het nummer zich op tot een potentiële dance hit. (..)

Marino Serdons, New Underground Music NL, 11 2019

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SWISS

Die Feder ist blau und wunderbar anzuschauen, doch Vorsicht, die Schönheit sticht und kann undifferenzierte Aussagen oder Taten schnell strafen. Man sollte sich vom wiegenden und schlendernden Gang von "Flood” nicht täuschen lassen, Kreidler haben erneut ein Album aufgenommen, das hinter einer bunten Fassade viele Gedanken und Ideale beheimatet. Wurde beim Vorgänger "European Song” noch drastisch eine gesamte Platte über den Haufen geworfen, um politischen Strömungen entgegenzuhalten, nimmt jetzt die Popmusik die Position als globalisiertes Lehrstück ein.

Der Krautrock zieht sich bei den acht Songs zurück und bietet einer neuen Form von Disco den Raum: Kreidler lassen Synthesizer und Bässe um Ideen kreisen, generieren damit repetitive Muster und suchen in der beschränkten Unendlichkeit die Melodien und Grooves. "Celebration” weiss über die alten Schulen Deutschlands Bescheid, "Eurydike” nutzt als Einstieg die perkussiven Kurse für Fortgeschrittene. Ohne Hast, mit Freiraum und Entfaltungsmöglichkeit. Was beim ersten Highlight "Nesindano” alles zusammenkommt, inklusive Gesang.

Gastsängerin Nesindano Namises singt in Khoekhoe/Damara Zeilen, welche perfekt die Lücken des gemütlichen und trotzdem bestimmt wirkenden Liedes füllen. Kreidler zeigen sich einerseits minimalistisch, gleichermassen aber als Spiegel der Welt. Kraftwerk sind in der Tiefe zu finden, beim Mehrteiler "Flood” Folk und Traditionen diverser Gebiete. Ob Brasilien oder Westeuropa, diese nachdenkliche Clubmusik dient wunderbar als Mittel gegen die aktuelle Flut an Hass, Wahn und Falschinformationen.

Michael Bohli, Art Noir, November 2019

«Orpheus ist ein sehr unsympathischer Charakter»
Die 1994 gegründete Düsseldorfer Band Kreidler verbindet Musik mit politischem Engagement. Am Donnerstag spielt sie in Winterthur.


Sie spielen auf Festivals, in Museen und Clubs: Kreidler mit Andreas Reihse (links) in einer undatierten Aufnahme. Bild: David Meskhi

Es beginnt mit einem Stück namens «Eurydike». Ein gleichmässiger, karibisch klingender Rhythmus, der langsam komplexer wird, darüber legt sich ein signalhaftes Motiv des Saxofons, langsam wie eine Fanfare in Zeitlupe. Wir befinden uns in «Flood», dem neuen Album von Kreidler. Die Musik der 1994 gegründete Band aus Düsseldorf verbindet Elemente aus Minimal Music, Rock, Elektronik und Ambient mit afrikanischen Rhythmen zu einem genau austarierten, trockenen Sound, der angenehm ins Ohr geht.

Im Gespräch mit dem Bandmitglied Andreas Reihse wird klar, dass hinter «Flood» ein Konzept steht und in die Musik auch Botschaften einfliessen. Am Donnerstag spielt die Band, die zurzeit als Trio unterwegs ist, im Kraftfeld.

«Eurydike» nimmt auf die bekannte Geschichte von Orpheus und Eurydike aus der griechischen Mythologie Bezug. Dazu findet man auf der Webseite der Band die Behauptung, der «Mechanismus der Zuwendung» sei «eine Form des Abwendens». Wie ist das gemeint?Worum geht es in dem Stück?
Andreas Reihse: Das Saxofon ist Eurydikes Stimme. Da ist etwas Sehnsüchtiges oder Trauriges drin. Es gibt schon in der Antike Beschreibungen, in denen Orpheus schlecht wegkommt, er ist ein sehr unsympathischer Charakter. Orpheus dreht sich bewusst nach Euridyke um, damit sie sich in Stein verwandelt. Das bezieht sich auf Klaus Theweleits «Buch der Könige», wo das als eine männliche Art der Kunstproduktion beschrieben wird, die man etwa bei Gottfried Benn oder Bertolt Brecht findet. «Man» hat eine Muse und verstösst sie, stellt es aber so hin, als hätte sie ihn verlassen, um dann selber diesem Leiden kreativ beizukommen.

Dazu fällt mir der Chansonnier Jacques Brel ein, der das Lied «Ne me quittes pas» schrieb, nachdem er seine schwangere Freundin verlassen hatte. Die Stücke sollen also Ideen transportieren. Was ist denn zuerst vorhanden, die Ideen oder die Musik?
Wir denken nicht in einzelnen Stücken, sondern gehen vom Album aus und haben eine Idee, wie das sein könnte. Das liefert aber nur den groben Rahmen. Es kommt dann in erster Linie eine musikalische Intelligenz ins Spiel. Eigentlich ist also immer zuerst die Musik da, später schauen wir uns an, wie das alles zusammenhängt und was es bedeutet. Bei «Flood» geht es nicht nur um Wasserfluten und schmelzende Polarkappen, sondern auch um die Informationsflut, den Überfluss an Informationen, was aber nicht nur negativ sein muss, es sind immer auch ganz gute Sachen dabei. Beim Eurydike-Motiv war das die #MeToo-Kampagne: Die griechische Mythologie ist ja nicht im luftleeren Raum entstanden, da wird eine Frau konkret von einem Mann umgebracht. Ich fand es ganz toll, was in der #MeToo-Kampagne passiert ist.

Was war die ursprüngliche Idee für das Album?
Der Sound auf den Vorgänger-Alben war relativ aggressiv. Bei «Flood» wollten wir das eher zurücknehmen und ein Album machen, das man sich auch zuhause gut durchhören kann. Daraus ergab sich schon eine andere Erzählung. «Flood» war zuerst ein Arbeitstitel für diese langen Stücke, weil da im Sound so ein Fliessen drin ist. Auf «Flood II» wird das von Ricardo Domenecks Gedicht noch unterstrichen. Auch das Cover, das eine Feder zeigt, hat eine Rolle gespielt, wir haben es im Studio aufgehängt. Es sind viele Dinge, die ineinandergreifen und zum Entstehen eines Albums beitragen.

Es gibt bei Kreidler keinen Songschreiber, alle sind gleichberechtigt.
Ja, genau. Wenn wir an einem Album arbeiten, bringt jeder etwas mit, was er vorbereitet hat, dann schauen wir, was funktioniert und was zusammenpasst. Da entsteht dann vieles im Moment.

Was ist auf der Bühne anders als auf der CD? Wird dort auch improvisiert?
Wir schauen, wie man das, was auf dem Album drauf ist, live umsetzen kann. Das ist dann wie eine Variation davon, aber direkter als auf der CD. Improvisiert weiss ich nicht, wir setzen einen Rahmen, in dem es einen Freiraum gibt. Wir machen nicht Jazz, es ist eher so, dass wir die Stücke variieren.

Vor der Gründung von Kreidler 1994 waren Sie in einem Projekt aktiv, das sich gegen rechten Populismus richtete. Spielt dieses Engagement heute noch oder wieder eine Rolle und worin würde sich das äussern?
Das spielt leider immer noch eine Rolle, ja klar. Wir machten damals eine Zeitung und beschäftigten uns mit der Frage, wie man als Künstler überhaupt politisch Einfluss nehmen kann. Das war im Nachhall von dem, was 1991 in Hoyerswerda passiert war, wo auf einmal Flüchtlingsheime angezündet wurden. Das hat sich ja leider bis heute nicht geändert. Was können wir mit Musik ausrichten? Man kann an bestimmten Orten spielen und es in Gesprächen vermitteln, was man sagen möchte. Ich glaube, es gab noch nie ein Musikstück, das irgendetwas in der Welt geändert hat.

Das klingt pessimistisch. Trotzdem sind Sie überzeugt davon, dass man etwas bewirken kann.
Klar. Aber ich denke nicht, dass der Song «Free Nelson Mandela» dazu führte, dass Mandela freigelassen wurde. Man kann nur inspirieren oder einen Rahmen bilden oder einfach ein Beispiel geben durch das, was man macht. Indem man auf seine Gitarre schreibt, diese sei eine Waffe, wie das der amerikanische Folkmusiker Woody Guthrie in den 1940er-Jahren machte, kann man nicht etwas im engeren Sinn Politisches bewirken. Aber vielleicht ist das zu pauschal gedacht. Wir haben ja auf «Flood» auch ein Stück mit Nesindano Namises gemacht, einer Künstlerin aus Namibia, und sie versteht ihre Arbeit politischer als wir unsere. Sie formuliert auch ihre Texte so und tritt so auf, dass es viel eindeutiger als politisches Statement erkennbar ist. Ich kenne die Situation in Namibia nicht. Dort gibt es vielleicht die Notwendigkeit, dass es politisch positioniert sein muss, damit es so verstanden wird. In ihrem Stück geht es darum, dass das Land und die Erde uns allen gehört und nicht irgendwelchen Machthabern, und dass wir uns die Erde wieder zurückholen sollen.

Helmut Dworschak, Der Landbote Nov 2019

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UK

Düsseldorf's 2nd best band restlessly explore rhythmelodic permutations of electronic rock and dance music, underlined as ever by the percussive suss of Detlef Weinrich aka Tolouse Low Trax/Toresch.
'Flood' parts in two distinct sections that highlight the diversity of the long-running group's focussed but wide-angled vision. The first half is definitively driven by the kind of slow, elegant rhythms that regularly appear in Weinrich's solo output; saddling up with the almost spaghetti Western noir theme of 'Eurydice', and strutting like a saddle-sore cowboy at the disco with 'Celeration', while Khoes' curling vocals on 'Nesindano' recalls Viktoria Wehrmeister's Decha styles.
The other half is given to 'Flood', a conceptual cycle of five parts that sees them as "a ship of no port", sailing from the still seas of part I to poetically exotic expressions on an imagined non-place, and swingeing downbeat rhythmic excursions.

NN, Boomkat, November 2019

(..) 'Flood', their latest album, duly runs the gamut of angular electronica. It starts with a trio of scintillating tracks that showcase the German quartet at their best. Opener 'Eurydike' has an ominous noir-ish edge that feels like it's building up a terrifying denouement; 'Celebration' is full-on machine funk, straight from the Cabaret Voltaire copybook; and they really get their world music groove on (think Transglobal Underground) for the sultry 'Nesindano', voiced by Namibian singer Nesindano Namises. After building up ahead of steam, the second half of the album — a conceptual, more downbeat and distinctly noodly affair in five parts - loses a little of that early momentum, but overall, 'Flood' catches Kreidler in sparkling form.

VI, Electronic Sound, November 2019

CHIRP TOP 50 FOR THE WEEK OF 11/18/2019
1 FKA Twigs — MAGDALENE (Young Turks)
2 Sudan Archives — Athena (Stones Throw)
3 Makaya McCraven — Sides E & F (International Anthem)
4 The Safes — Winning Combination (Action Weekend/Bickerton)
5 Itasca — Spring (Paradise of Bachelors)
6 Jonathan Fire*Eater — Tremble Under Boom Lights (Third Man)
7 Djunah — Ex Voto (Triple Eye Industries)
8 Ganser — You Must Be New Here EP (self-released)
9 KREIDLER — FLOOD (Bureau B)

10 Peabody & Sherman — Gasoline Rainbows (Soundpoint) 11 Mutts — Stuck Together (8eat8) 12 Young Guv — GUV II (Run for Cover) 13 Sturgill Simpson — Sound & Fury (Atlantic) 14 White Reaper — You Deserve Love (Elektra) 15 Alexis Gideon — Upgrade Soul (FPE) 16 Toro Y Moi — Soul Trash (Carpark) 17 The Muffs — No Holiday (Omnivore) 18 Juliana Hatfield — Sings The Police (American Laundromat) 19 Vagabon — Vagabon (Nonesuch) 20 Clive Tanaka y su orquesta — Pre-Sunrise Authority (self-released) 21 Bill MacKay and Katinka Kleijn — Stir (Drag City) 22 The Messthetics — Anthropocosmic Nest (Dischord) 23 Mikal Cronin — Seeker (Merge) 24 Club Music — Club Music Vol. II (Chicago Research) 25 Teebs — Anicca (Brainfeeder) 26 Guided by Voices — Sweating the Plague (GBV Inc.) 27 Carla dal Forno — Look Up Sharp (Kallista) 28 Allen Stone — Building Balance (ATO) 29 Charles Rumback & Ryley Walker — Little Common Twist (Thrill Jockey) 30 Charly Bliss — Supermoon (Barsuk) 31 Steve Hauschildt — Nonlin (Ghostly International) 32 WOW — Come La Notte (Maple Death) 33 Sean O'Hagan — Radum Calls, Radum Calls (Drag City) 34 Erin Anne — Tough Love (Carpark) 35 Anna Meredith — FIBS (Moshi Moshi) 36 Floating Points — Crush (Ninja Tune) 37 Born Days — Where We Live (Rain Heart) 38 Stereophonics — Kind (Elektra/Parlophone) 39 Roxy Girls — A Poverty of Attention (Moshi Moshi) 40 Mount Eerie w/Julie Doiron — Lost Wisdom Pt. 2 (P.W. Elverum & Sun) 41 Big Thief — Two Hands (4AD) 42 Rocket 808 — Rocket 808 (12XU) 43 Frequent Seas — Chapter 2: Distances Closed (self-released) 44 The Good Ones — Rwanda, You Should Be Loved (ANTI-) 45 Kim Gordon — No Home Record (Matador) 46 Battles — Juice B Crypts (Warp) 47 Shana Falana — Darkest Light (Arrowhawk) 48 Danny Brown — uknowhatimsayin¿ (Warp) 49 Cate Le Bon & Bradford Cox — Myths 004 (Mexican Summer) 50 Allah-Las — LAHS (Mexican Summer)

Chirp Radio UK Nov 2019

Following a 25 year career of making music, Dusseldorf’s Kreidler once again achieve to step it up a gear or 2 with their 15th studio album Flood released via Bureau B Records. With similarities to Kraftwerk and Air, the album exhibits swathes of atmosphere music pieces which evoke days of traveling at night on a cool summers evening or lazy days whilst the sun goes down.

The first side of Flood have mystic and dynamic angles to the tracks featured. Eurydike subtly enters proceedings with some sassy cool electro playing, Celeration picks up the pace with reggae dub and 90’s rave anthemic tones, Nesindano features some South African chimes as the album immediately fills your minds with anything but the confusion and unrest that surrounds the world at present. Just like Kraftwerk, Kreidler are able to lift the boundaries of the ordinary and introduce music fresh and vibrant.

The title track that has five musical canvases mixed into one to form one grand musical overture features a mixture of jazz, more dubbed reggae beats, whilst some luscious melodies and musical oddities fill the speakers with the sort of music Orbital have made a habit of unleashing on their audiences. Overall a mighty fine release to bring a calming influence to the hectic world in which we are all a part of.

Matt Mead Gig Slutz UK Nov 2019

Kreidler have been going for twenty-five years now and are on their twelfth or thirteenth album, let alone all the other projects that the various members have. It is an impressive record, and even more so that each Kreidler album brings something a little different to the table. For the follow up to 2017’s European Song, they have pieced together and album of two halves; the first a loose collection of welcoming but distant pieces, the second, a song suite of sorts, based around the ideas of Flood, but not relying too heavily on obvious imagery.

various ingredients hop and skip together in an awkward sway

Having started recording in 2018, the group whittled down from around a dozen sketches the perfect songs to move this album along, starting with the gentle hand drum rhythm of "Eurydike”. There is a sense of distance, of being unsure of the surroundings here. The orchestral sweeps and tuba-like interjection are somehow caught in flux as the other various ingredients hop and skip together in an awkward sway that contains a kind of warning in the massing clouds of horns drawing around our heads. As ever, it is an opening that appears too easy, but really doesn’t feel quite right, like it is playing with you and you don’t know why.

"Cold Pillars”, on the other hand, is darker and busier. The Euro synth bounce keeps the deathless chatter and simmering swells at bay, but only just, like a sea wall close to breach. It becomes dance-floor friendly somehow, and suddenly the image of thousands in a god-forsaken concrete bunker celebrating the fall of an unloved and nameless dictator flashes into view and the sea wall is breached, but with relief passing over the top, blessed relief.

a simple synth beat that doesn’t take away from the thought-provoking delivery

The final track on side one, "Nesindano”, contains the first of the guest vocalists, Namibian poet Khoes. Her sultry vocal, full of soul yet with a sense of weariness, is allied to a simple synth beat that doesn’t take away from the thought-provoking delivery. The poem is in another language, but there is something about the rolled r’s and clicks of the tongue that speak of dusty, airless heat, while the only colour that stands out from the sandy soundscape is in the form of the circular chimes that scatter above our heads.

the imperceptible movement far away from any scene of devastation

The idea of a flood as an overwhelming sensation is not at all what we can expect from "Floods I-V”, which take up side two. The hand drum is still present, but it is slow moving and the bare hush of creeping synth that accompanies it is perhaps the very start of proceedings; the crack of the concrete or the subtle crumble of dry riverbanks, the imperceptible movement far away from any scene of devastation.

As momentum gathers, we are introduced to the second guest vocalist, Brazilian Ricardo Domeneck, and with more rolled r’s in his incredibly appealing Portuguese, he delivers a conversation he once had with a geologist about sand and what it signifies. The wash of synths quietly shuffles and sashays in the background as sparse, Spanish guitar echoes emerge, redolent of open plains. These merge with the drones and half-whispered words to create a soporific effect which is washed away once the synths take over, and as the words disappear so motion and energy are re-introduced.

the sense of spreading out, of energy dissipating

When the final section appears, sparse and drifting, here we have the sense of spreading out, of energy dissipating, a pan back on a camera reveals a wider view of the preceding elements, until an unexpected edgy keyboard line delivers the final thrust of unknowing tension that draws things to a conclusion. There is mystery and intrigue here, as well as sparse beauty and joyous movement that definitely bears repeated listening.

Mr Olivetti Freq UK Nov 2019

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USA

Coming after European Song, Kreidler's reaction to the 2016 United States presidential election, Flood is slightly more relaxed, yet still suspenseful. Crafted from sessions in Düsseldorf and Berlin, Flood is filled with spontaneous yet tightly controlled rhythms laced with subtle dub effects. Far closer to the electro side of Krautrock than the more rock-based side, the album has a sequenced, robotic flow, yet still seems driven by a human sense of anticipation. "Celeration" builds from jittery arpeggios to interlocked drumming, spiked by synth flourishes which feel like someone creeping up on you. "Nesindano" is a sly electro-pop tune sung in the click-heavy Southern African language Khoekhoe by Nesindano Namises, whose warm voice intriguingly meshes with the rolling electronic rhythms. Much of the album is taken up by the multi-movement "Flood" suite, a soft current of drifting, brushing drums and wave-like synths which is continuous for the first four parts. The band hush down a bit on the second part in order to give some space for Ricardo Domeneck to deliver a reflective monologue in Portuguese. "Flood IV" adds some tropical-sounding percussion and strangely sounds both festive and glum. The overall effect of the album is tense but escapist, like taking a pleasant vacation but still not quite approaching complete relaxation.

Paul Simpson Allmusic USA, 11 2019

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KREIDLER FLOOD   Bureau B   October 2019

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