Mosaik 2014 Cd (italic), feedback
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Highlight des Jahres in der Machtdose! [Highlight of the year] 2009

machtdose, D 07 10 2009

Platte der Ausgabe [record of the issue] September/October

Spex #322, D 09/10 2009

Album der Ausgabe [Album of the issue] September/October

Groove #120, D 09/10 2009

CD der Woche [Cd of the week], Donnerstag, 01. Oktober 2009

Titel - Magazin für Literatur und mehr, D 10 2009

Album der Woche [Album of the week], 05. Oktober 2009

Zündfunk BR2 Bayerischer Rundfunk, D 10 2009

... top.


reviews
Kreidler have been putting out their own brand of minimalist electronica since 1994, 'Mosaik 2014' being their eighth album. Kreidler achieve their subtle organic textures by basing their electronic work on sounds made from live instruments; the resulting effect being like a mossy culture multiplying on a bed of wires and computer chips. The band members speak of wishing to fuse the twentieth and twenty-second centuries, skipping out our current age altogether. While this may seem nonsensical to some, perhaps precious to others, there's definitely something to be said for this petrolpunk aesthetic that fuses IDM, industrial, African rhythms, Kafka, Godard and Giger with something altogether more futuristic than the sum of its parts.

Charlie Frame, The Clash, UK September 2009

Humans imitating machines imitating humans

Despite its (just barely) futurist title, there's something almost quaint, or at least unassuming, about Kreidler's Mosaik 2014. The German "post-rock" band's first album in five years doesn't make any grand statements, either about the form or themselves: this doesn't sound like a band terribly worried about reminding the world of its relevance or even, particularly, in moving things "forward." These are midtempo instrumentals grounded in dub and Krautrock, not without a formal whiff of the easy-listening lounge grooves of a Kruder & Dorfmeister. The pulse is controlled, but alive: both rhythmic slippage and rubbery room tone point to "real" instruments in "real" space and time, a matrix whose shorthand is "rock 'n' roll." But synthesizers, electronic effects and the very fabric of the music itself always pulls the live-band fantasy back inside a different kind of logic: an ideal form mapped to an infinitesimally pixellated grid. It's hard to put your finger on, but you can feel it, and that's precisely what gives the record its charge: humans imitating machines imitating humans, or maybe the other way round.

But the music loosens up enough to look beyond itself, and the elemental grooves are just enough to hold your attention, even if they sometimes suggest more than they offer. The opening "Mosaik" has a healthy dose of classic Detroit techno, but it's not a tossed-off reference: the flickering synthesizer lead feels like one end of a conversation, the reply to a question posed a decade or more before by an artist like Carl Craig or Urban Tribe. "Brass Cannon" asks what would happen if electro broke out of its rigid timekeeping; "European Grey" revisits Kraftwerk's quest to find the aura in the era of mechanical (now digital) reproduction. And tracks like "Impressions d'Afrique" and "Luminous Procuress" are heavy, head-down investigations into timekeeping at its most elastic.
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Philip Sherburne, Emusic USA 10 2009

Album der Ausgabe: Kreidler Mosaik 2014

Auf eine reine Clubästhetik ist das vor kurzem von Köln nach Berlin umgesiedelte Label Italic schon länger nicht mehr spezialisiert. So veröffentlichte hier mit Coloma im Frühjahr eine Band, die den New-Pop der Achtziger galant ins Hier und Jetzt rettet. Und auch Von Spar, Kölns wagemutige Krautrock-Avantgarde-Truppe, brachte bei Italic jüngst eine EP inklusive Prins-Thomas-Remix heraus. Nun erscheint mit Mosaik 2014 das neue Album des Köln-Düsseldorfer Trios Kreidler. Bereits vor knapp zwei Jahren sollte ein frischer Longplayer veröffentlicht werden. Leider wurde nichts daraus, denn die Drei konnten sich nicht auf das Endergebnis einigen, das unbetitelte Werk wird nun wohl für immer im Bandarchiv schlummern. Nicht zuletzt, weil die neuen Kreidler nur partiell etwas mit den Alten gemein haben. Statt auf den Kopf setzten Thomas Klein, Detlef Weinrich und Andreas Reihse heute auf den Bauch. Ein Paradigmenwechsel, dem sie die druckvollste Platte ihrer 15-jährigen Geschichte zu verdanken haben. Vorbei ist die Zeit, in der sie mit Harfe und Streichern harmonisch auf der Suche nach einem von der Klassik beeinflussten Pop waren, der in Museen ebenso gut funktionieren sollte wie auf Konzertbühnen. Heute will die Band in den Club - und macht zugleich mit energetisch perkussiven Tracks klar, dass Krautrock und Rheinland dank einer langen Traditionslinie fest zusammengehören. Denn Mosaik 2014 klingt, als hätte es der legendäre Produzent Conny Plank seziert. Auch das hypnotische Schlagzeugspiel des Ex-Can-Drummers Jaki Liebezeit hatte Einfluss auf die Arrangements. Sie wurden im vergangenen Jahr in einer Woche ohne Vorlagen, quasi jammend (auch wenn dieser Begriff für eine Band, die fast nie probt und von sich behauptet, fernab des Muckertums zu sein, nicht recht passen mag) eingespielt. Anschliessend passierte bis auf kleine, nuancierte Nachbearbeitungen nicht mehr viel, denn die aktuellen Kreidler wollen unverfälscht, treibend und keinesfalls produziert klingen. Eine der Funktionalität unterstellte Maxime, dank der ihr Album zu schweben scheint. Von einem kosmischen Rhythmuszustand in den nächsten. Oft düster getragen, nur selten von Licht durchflutet. Psychedelischer Pattern-Staub, der unkompliziert mit Krautrock- und Cosmicdisco-Traditionen jongliert. Zuweilen klingen kurz die für Kreidler einst typischen Popmelodien auf, um im nächsten Moment in einem trippigen Loop- und Drum-Universum wie musikalische Sternschnuppen zu verglühen. Allein mit Schlagzeug, MPC, Keyboard, Bass und Synthesizer ist ihnen so eins der besten instrumentalen Elektronikalben jüngeren Datums gelungen, das der Chemie einer Band entsprang. Dass die Band oft mit abstraktem Rhythmus antreibt und manches Hallen im Raum gespenstische Stimmung verbreitet, stört nicht weiter. Denn die Zeiten sind unruhig - und reif für interstellare Science-Fiction-Dancemusic.

Michael Leuffen, Groove #120, D 09/10 2009

Kreidler's 15-year quest to never stand still continues - with 'Mosaik 2014', they find themselves on a new label, and exploring new territory. Their most energetic record to date, the German trio put dark disco, Krautrock, weirdo dub and space rock though a darkly euphoric wash, and emerge with a record for all times.

NN, Bodytonic, UK 10 2009

Kühler Ambient Sound für postmoderne Grossstadt Kids.

NN, flight13, D 10 2009

Lange scheint es her, dass deutsche Bands die Tradition von deutschen Bands wie Can oder NEU! aufnahmen und damit andockten an einen internationalen Trend, der um zumeist amerikanisch-kanadische Acts wie Tortoise, Labradford oder Ui geprägt wurde. Das P-Wort, der Postrock(y). Vielen haben Gruppen wie To Rococo Rot und Kreidler überhaupt erst den Zusammenhang, die Ursprünge und die Verbindungen weg vom Schweinerock hin zu Elektronik und Jazz klar gemacht. Kreidler waren in diesem Topf für mich immer die elektronischsten, mehr Kraftwerk als Can oder Tortoise. Das zeigen die großartigen neun neuen Songtracks. Eco würde hier das Innovative im Seriellen wiedererkennen können. Aber darüber hinaus mit für ihre Verhältnisse fast aufwendigen Instrumentierungen und Verweisen arbeitend. Verkopftsein kann so locker und schwebend sein. Und höre ich da beim Titel-Ding gar Yello-Anklänge?

ci, De:bug, D 11 2009

Fünf lange Jahre blieb das 1994 in Düsseldorf gegründete Elektronik-Trio ohne Album - "Mosaik 2014" nahmen sie dann innerhalb von nur einer Woche auf.
Kreidler, die Mode-Catwalks von Chanel oder Lacoste, ein Tanzstück von Pina Bausch und das MoMA in New York beschallten, kommen herrlich leichtfüßig und beschwingt daher. Viele analoge Rhythmen treffen auf Loops und digitale Sounds, aber die Instrumentaltracks klingen nicht verbaut, sondern angenehm luftig. Sehr melodiös und doch nie belanglos.

(S.N.), Extrablatt Plan 7 Cd Tips Hamburger Morgenpost 10 2009

Wir können aufatmen: es gibt ein neues Album von Kreidler. Und man merkt dem neuen Werk an, dass die drei Düsseldorfer ihr Album vor allem für uns gemacht haben, denn Kreidler haben uns lieb. Bei einer Band wie Kreidler, die in so vielen verschiedenen Kunst-Kontexten zu Hause ist und einer gefühlt hundertjährigen Pause seit der letzten Platte (tatsächlich 2005) wäre es nicht verwunderlich, wenn ein neues Album alle diese Entwicklungen der letzten Jahre verdichten müsste. Aber Kreidler haben uns lieb und wollen uns nicht überfordern. Und hatten offenbar Lust, mal wieder ordentlich los zu klappern. Der unbedingte Wille zum Groove ist der rote Faden, der "Mosaik 2014" durchzieht und der Kreidler nach 15 Jahren richtig jugendlich erscheinen lässt.
*****

Dennis Behle, Westzeit Oktober 2009

In the fifteen years since they first appeared, Kreidler have, alongside To Rococo Rot and Tarwater, redefined Krautrock for the twenty first century, working influences ranging from early Kraftwerk, Neu!, Faust or Can into more contemporary structures. Founded by Stefan Schneider, Thomas Klein, Andreas Reihse and Detlef Weinrich, Kreidler released a first album, Riva, in 1994, followed by a string of EPs and singles leading to Weekend, an album released two years later. Schneider left the band following the 1998 Appearance And The Park album to focus on other projects, but the rest of the band carried on ploughing the same furrow with their next records, mixing live instrumentation, electronics and occasional vocals.

After the rather subdued moods of their last two records, Eve Future (2002) and Eve Future Recall (2004), Mosaik 2014, Kreidler's first album in five years, and their debut on Antonelli's Italic, marks a return to more ambitious compositions and more openly electronic forms, woven into live drums and treated guitars. The title appears to hint at a future devised some decades earlier, evoking sixties and seventies visions of what the twenty first century would look like. Indeed, there are constant hints at the music that has inspired the band over the years on here, but these influences are once again worked into the music in such a way that, although they feel undeniably part of the fabric of the record, they never appear invasive. Instead, they bind the compositions together and help create a strong impression of consistency throughout.

Through its flow and underlying narrative, Mosaik 2014 often sounds like the soundtrack of a long lost sci-fi movie, with a clear progression and a strong focus giving its many parts total coherence. The three opening pieces, Mosaik, Zero and Balearic, are linked by clear connecting dots, revolving around strong sonic spaces yet all three relying on particularly smooth melodic lines, and while the former, peppered with complex percussions, is a subtle and delicate piece, the latter two, more defined and driven by colder, more mechanical grooves, set this album on a more angular orbit. While later pieces, such as High Wichita, Impressions D'Afrique or Luminous Procuress appear at times more fluid and vaporous, this album is predominantly defined by clear strong lines. Brass Cannon and European Grey especially provide some of the most memorable moments on here, the former through its shimmering electronics and melodic theme, the latter through wonderfully airy soundscapes.

With Mosaik 2014, Kreidler move away from the delicate forms of their last two records to once again incorporate vibrant electronic textures. Kreidler have continuously evolved and redefined their sonic space. With this latest effort, they have created their most potent and robust record to date.
4.3/5

the milkman, The Milk Factory, UK 10 2009

Cd der Woche: Kreidler Mosaik 2014
From couch to disco

Ich kann mich gut erinnern. Ende 2000. Ich kann nicht sagen, wie oft ich das selbstbetitelte Album von Kreidler damals gehört habe. Sehr oft. Die sparsamen Melodien setzten sich in meinem Kopf fest, und ich wurde sie einfach nicht los. So wenig, wie wir die Rauchschwaden los wurden, die unsere kargen Heidelberger Zimmer in Beschlag genommen hatten. Da konnten wir die Fenster noch so oft aufreissen.

"Mosaik 2014" ist das erste Kreidler-Album seit neun Jahren, seit damals. Ich habe das Rauchen aufgegeben und rezensiere, um mich zu beschäftigen und nicht wieder der Sucht zu erliegen. Und wie es aussieht, wird mich auch das neue Kreidler-Album nicht dazu verleiten, mir am nächsten Automaten eine Schachtel zu ziehen, denn es unterscheidet sich sehr von den früheren Werken der Band.

Diese CD hört man nicht unbedingt auf der Couch, während man unvertreibbare Rauchschwaden beobachtet. Das ist Kreidler-Disco. Ein treibendes Album, ein Album aus einem Guss, zum ersten Mal. Man kann sich ein DJ-Set vorstellen, in dem nach einem düsteren Massive Attack- oder gar Prodigy-Track ein Stück aus "Mosaik 2014" läuft. Wer hätte damit gerechnet?

Das ist Musik für alle

Die frühen Veröffentlichungen auf Kiff SM gehörten zum Soundtrack der 90er. Das Schöne an Kreidler war, dass sie nie an der teutonischen Schwere und Kompliziertheit anderer heimischer Elektrofrickler krankten. Sie machten keine Musik zum Tanzen, aber ihre ausgeklügelt disparaten Sounds waren leicht, eingängig und voller Humor. Holger Czukay zählte Kreidler - zusammen mit so völlig anders gelagerten Bands wie Primal Scream - zu denjenigen, welche das musikalische Erbe von Can in einem veränderten Kontext weiterführten.

Mit dem 2000er-Album, das auf dem Wonder-Label herauskam, und vor allem mit den beiden "Eve Future"-EPs, gingen die drei Bastler in eine überraschend melodiöse Richtung. "Filmmusik", sagte die Presse, und tatsächlich lieferte die Band 2006 den Soundtrack zu Alexandra Sells "Durchfahrtsland".

Ein Kreidler-Jahrzehnt waren diese ausgehenden nuller Jahre jedoch nicht. Das könnte sich in der nächsten Dekade ändern, und "Mosaik 2014" ist möglicherweise der Anfang. Denn das ist Musik für alle. Für Raucher und Nichtraucher, Discoaddicts und Couchsitter, Intellektuelle und Nichtintellektuelle. Daran ändern auch die aufgeblähten, pseudotiefschürfenden Texte nichts, die diese Veröffentlichung begleiten, auf die in der Tat nicht wenige gespannt gewartet haben. Das Album wächst mit jedem Hören. Man erkennt die typischen Kreidler-Sounds wieder und staunt über die Transformation dieser aussergewöhnlichen Band. Ganz leicht macht sie es auch hier keinem. Es wird spannend sein zu sehen, wie die neuen Kreidler aufgenommen werden. Das Tor zur Massenakzeptanz steht offen. Oder?

Agis Sideras, Titel Oktober 2009

Unique German post-rock to synth-pop group Kreidler have provided one of the most interesting releases on the Italic label to date with their 'Mosaik 2014' album. The former vehicle for To Rococo Rot's Stefan Schneider has been in operation for 15 years now, traversing numerous styles in the evolution of their sound with a Krautrock-styled future vision guiding their way through disco deviations, house flirtations and electronic rock bases. 'Mosaik' starts with fluttering vintage synth tones and gentle but insistent percussion, making a tropically harmonic entrance while 'Zero' skims down to skittering drum machines and dubby cosmic vibes. 'marauder' sets a fonky electronic strut before 'Brass Canon' takes an Italo influenced direction, continued in the sublime Moroder style Munich-disco futurism of 'European Grey'. 'Doom Boys' builds suspicious cinematic tension with groovy interplay and cold-synth atmopsheres merge with tribal drumming on 'Impressions d'Afrique'. An engrossing and entirely out-of-its-time album from an always intriguing fixture of the German leftfield.

NN, Boomkat, UK 10 2009

Album der Woche: Kreidler Mosaik 2014
Kreidler haben uns schon vor 15 Jahren Krautrock schmackhaft gemacht - und waren damit ziemlich allein. Ihr neues Album "Mosaik 2014" hat den alten Ruhm von Kreidler aber gar nicht nötig. Es ist auch so grossartig.

Krautrock braucht Zeit, Fläche, Muse, Platz. Kreidler haben sich den schon immer genommen. Keine Hypes aufgegriffen, sondern sich im illustren Kunstzirkel sehen und hören lassen. Dort hat man Zeit. Und ein bisschen Geld auch. Und schick ist es ausserdem. Das ideale Dreigestirn für Kreidler.

Kreidlers Musik ist allem Krautimage zum Trotz schick und nicht nur bartig. "Mosaik 2014" ist hi-tech glatt, und so schneidig wie ein japanisches Messer. Schön UND brauchbar. Form UND Funktion. Mit Beats und Perkussion, die wie eine Wellnessmassage am richtigen Knoten zupfen und da und dort ein wenig die Harmonie verzerren. Aber nur so viel, dass es nicht wehtut. Sondern lockert. Musik im Fluss. Kreativität.

Die Macher - oder die Plattenfirma - möchten "Mosaik 2014" gerne in einem cineastischen Zusammenhang sehen. Der Kino-Vergleich stimmt hier tatsächlich: Die Sounds sind kein Musik-Teppich, und wenn schon akustisches Mobiliar, dann steht "Mosaik 2014" für ein Sofa, in das man hineinsinkt. Und nicht wieder rauskommt. Zumindest bis einen der Kraftwerk-Kalauer aus der gemütlichen Genuss-Schneise herausreist.

Hohe Frequenzen, so beweist diese Platte von Kreidler, können zwar auch ein Ärgernis sein. Doch diese Platte will Tiefe haben und nicht musikalischer Wegbegleiter zum Wegdämmern sein. Intelligent also auch noch.

Und wir hören weiter und denken bei High Wichita noch an Mike Inc, Jörg Burger, Reinhard Voigt und all die minimalistischen Vordenker, die deutschen Techno auf den Weg gebracht haben, bevor er auf der Skihütte die falsche Abzweigung zur berauschten Abfahrt genommen hat. Diese Platte ist ein Zeitloch, in das man hineinfällt, sich zuhause fühlt und entspannt wieder herausklettert. So entspannt, dass man die vielen hässlichen Gesichter und Klänge der Welt einfach wieder besser erträgt. Sie perlen einfach ab. Kreidlers Neue ist also: Musik der Luxusklasse, nur nicht so dekadent und abgeklärt.

Sabine Gietzelt, Zündfunk BR2 Bayerischer Rundfunk, D 10 2009

El grupo comprendido por los alemanes de Düsseldorf Thomas Klein, Andreas Reihse y Detlef Weinrich, ha trabajado sobre su propia marca de fusión electrónica durante 15 años hasta ahora, combinando instrumentación en vivo con efectos y técnicas de moderna posproducción, creando un sonido futurista de colores llamativos. Después del lanzamiento de su anterior disco hace 5 años en Hamburgo (todos trabajan también en otros proyectos), fueron recogidos por Marc Knauer de Italic Recordings. El nuevo álbum combina la riqueza armónica del álbum Eva Future con la franqueza de Kreidler sobre el escenario, ya que la mayor parte del álbum fue registrado en una semana de sesiones en vivo. Ciencia ficción y modernidad, abstracción y una cristalina manifestación del futuro es el sonido de sintetizadores, sampler, FX, bajos, percusión y baterías, en un laberinto de misteriosas melodías massive groove.

NN, Blank Sonido, Chile 10 2009

The leftfield German outfit compose a soundtrack to a sci-fi movie full of Italo disco and spacey, ambient sequences.

NN, Irish Daily Star, Irland 09 October 2009

Platte der Ausgabe: Kreidlers Mosaik 2014
DIE IMPROVISATEURS AUS ALPHAVILLE

Das neue Album der auf der Achse Düsseldorf-Köln-Berlin operierenden Band Kreidler spielt mit dem Gedanken, dass es erkenntnisstiftend sein kann, wenn man sich über die Zeit stellt. Kreidler denken in einer Art Retro-Futurismus das 20. und das 22. Jahrhundert zusammen. Ihre Science Fiction vereint Grundgedanken der Kybernetik, also der Wissenschaft der Kommunikation und der Kontrolle von lebenden Organismen und Maschinen, mit Godards Spielfilm Alphaville - der spielte in Paris Orly, durch dessen gläsernes, die Zukunft manifestierendes Labyrinth man sich auch heute noch bewegt, wenn man als Easy-Jetsetter in Paris landet.

Frage: Mosaik im Sinne von Labyrinth?   Andreas Reihse von Kreidler: Genau. Wir hätten das Album auch Labyrinth 2014 nennen können. Entscheidend war, dass eine Zahl im Titel auftaucht.

Wie Fragmente eines nie geschriebenen Buches reihen sich auf Mosaik 2014 die Songtitel aneinander:

Mosaik,   Zero,   Marauder,   Brass Cannon,   High Wichita,   European Grey,   Doom Boys,   Impressions d'Afrique,   Luminous Procuress.  

Die Titel füllen die Leerstelle, welche reine Instrumentalmusik auf textlicher Ebene hinterlässt. Impressions d'Afrique lautet der Name des achten Stücks. So hiess auch ein Roman des französischen Schriftstellers Raymond Roussel.

Roussels Werk beruht auf einer von ihm selbst entwickelten Schreibtechnik, der Wortspiele und Klangassoziationen zugrunde liegen. Diese Technik erläuterte er in seinem 1935 erschienenen Buch Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe; sie machte Roussel zu einem Wegbereiter des Surrealismus. Auch Kreidlers Art zu erzählen hat Methode, nur kommen sie dabei gänzlich ohne Worte aus. Kreidler erzählen ihre Geschichte in neun verschiedenen Versionen (= Tracks). Kreidlers Musik ist elektronisch. Sie ist rhythmisch, oft tribalistisch-perkussiv. Sie ist informiert vom Bühnenkonzept der Band.

Zur Auffrischung: Es gibt wenige Bands, bei denen kein Konzert dem anderen gleicht. Kreidler bewegen sich in diesem Sinne in der Tradition der grossen Improvisateurs, nicht jener, die Freejazz spielten, also eine totale Freiheit im Auge hatten, sondern jener, die sich frei oszillierend im Korridor von Versionen bewegten. Blicke werden auf der Bühne ausgetauscht, ein Kopfnicken, dann greift ein anderer den in der Luft liegenden Sehstrahl auf und zieht eine Bassline unter, als handele es sich um einen Kuchenteig, in den noch eine Spur Kardamom eingerührt werden muss. Kreidler sind die Antithese zum totzitierten Spruch, demzufolge zu viele Köche den Brei verderben.

Als Kreidler Mosaik 2014 im März 2008 in Rosemarie Trockels Garage in Köln aufnahmen, klopfte eines Tages der Philosoph Wilfried Dickhoff an das Tor. Er hatte sich zu dem Zeitpunkt gerade die Complete Jack Johnson Sessions von Miles Davis gekauft und war perplex, auf dem benachbarten Hinterhof eine in der Praxis, nicht in der Instrumentierung identische Musik zu hören. Für einen Mann, für den Abstraktionen zum Tagesgeschäft gehören, war es selbstredend unerheblich, dass Kreidler an Knöpfen analoger und digitaler Synthesizer drehten, statt ins Horn zu blasen.

Eine weitere Analogie hört auf den Namen Kraftwerk, den anderen grossen Düsseldorfern dieses Planeten. Kreidler benutzen Sounds, die wie Kraftwerk klingen. Wie Madeleines sind sie Tupfer der Erinnerungen. Anders als bei Kraftwerk, bei denen eine Melodie stets ein ganzes Album prägte, gibt es bei Kreidler unzählige Melodien, die sich wie Layer übereinanderlegen. Und trotzdem ist Kraftwerk natürlich das Rollenmodell, weil sie für eine europäische Popmusik stehen, die auf anderen Prämissen basiert als die angloamerikanische Musik. Mit dem Unterschied, dass hier Menschen Musik machen - und nicht Roboter. Kreidler sagen: This is the record to put on before going out; the record to get you euphoric in anticipation of things to come. Wer jetzt noch sagt, Gegenwartsmusik habe den Anschluss verpasst, hat ihn selbst verpasst.

Max Dax, Spex, D 09/10 2009

Popcast - Aktuelle Musik aus Deutschland

"(..) Bei der nächsten Band ging es genau umgekehrt: erst waren sie zu viert, nun sind sie zu dritt. Und einzigartig ist ihr erhabener Sound obendrein noch. Hier ist das wunderbare neue Album von Kreidler aus Düsseldorf und Berlin."

Mosaik

"Selten hört man in Deutschland so zeitlos gepflegte elektronisch basierte Ethno-Grooves, die an die Zeiten der Talking Heads aus den frühen 80ern erinnern, als sie von Brian Eno von Roxy Music produziert worden sind. Kreidler pflegen den Ausstellungs-, den Museums-Tekkno, der sich nicht gleich beim ersten Hören erschließt. Ich gehe im Falle der neuen Kreidler so weit, zu sagen, ihr neues Werk Mosaik 2014 ist das letzte große internationale Album der Nuller Jahre."

Mosaik

"Musik, die sich überhaupt nicht mehr verorten lässt. Kreidler klingen weder national noch international sondern im besten Sinne, outernational." (..)

Ralf Summer, Popcast Nr. 13 www.Goethe.de, November 2009

Die ursprünglich aus Düsseldorf stammende, mittlerweile über verschiedene Städte verstreute Band Kreidler hat viele Hypes überdauert. Während ihres 15-jährigen Bestehens wurde sie unter Techno, Ambient, Post-Rock oder Kraut-Rock klassifiziert. Der Titel des neuen Albums kündet von formaler Strenge, und tatsächlich knüpft die Band wieder an Traditionen des Pop-Reduktionismus an: Kraftwerk, Brian Eno und der futuristische Jazz von Sun Ra sind wichtige Bezugspunkte ihres Schaffens. Das kühle und kompakte Klangbild – insbesondere hervorgerufen durch sehr präsente Synthesizer-Flächen – wird jedoch von tribalistisch anmutender Perkussion und der bedrohlichen Schwere des grossartigen Schlagzeugspiels vereitelt. Eine aufreizende Entschleunigung prägt dabei die Dramaturgie – manchmal klingen die Stücke mit poetischen Titeln wie European Grey oder Impressions d'Afrique nach Techno aus dem transkontinentalen Schlafwagen. Apropos Afrika: Mit ihrem klangästhetischen Interesse für afrikanische Musik reihen sich Kreidler in eine Geschichte ein, die vom Ambient-Paten Brian Eno über Malcolm McLaren, Damon Albarn von Blur bis hin zu aktuellen New Yorker Bands wie Animal Collective oder Gang Gang Dance reicht. Allerdings schweben Kreidler bei ihrer eigensinnigen Mischung aus archaischen und futuristischen Elementen souverän über irgendwelchen Trends.

Aram Linzel, Neue Zürcher Zeitung, CH 16. 10. 2009

Diese Band hatte ich in den letzten Jahren gänzlich aus den Augen und Ohren verloren. Warum eigentlich? Wenn die letzten Alben der Band genauso gut waren wie Mosaik 2014, dann sollte ich mich damit unbedingt im Nachhinein nochmal beschäftigen, denn was hier geboten wird ist durchaus beeindruckend. Natürlich ist das durchaus von Bands wie Kraftwerk und Yello (zum Glück nicht vom neuen Album) beeinflusst, doch das ganze ist mit sehr viel Percussion angereichert. Zudem gibt es auch echtes Schlagzeug zu hören, was dem ganzen den rein synthetischen Klang raubt und daher sehr organisch klingt, was ich in dieser Form von keiner anderen Band kenne. Ich bin nun allerdings kein ausgewiesener Fachmann für diese Art der Musik. Insbesondere das Titelstück sowie European Grey und Doom Boys sind zu erwähnen, aber auch der Rest ist sehr gut aufeinander abgestimmt und so wirkt das Album als ein harmonisches Ganzes. Klasse.

Sandro Corvini, Streetclip, D 10 2009

Das Düsseldorfer Instrumentaltrio hat eine längere Pause gemacht. Auf Mosaik 2014 gibt es sich futuristisch, auch wenn der Albumtitel gerade mal fünf Jahre in die Zukunft weist. Bass, Schlagzeug und Gitarre treten in den Hintergrund. Ungewöhnlich gewobene Percussiongrooves, die auf robotische Art durchaus funky sind, treiben die Stücke an. Hypnotisierende Synthesizerriffs und Soundeffekte schaffen nächtliche Stimmungen, die mal düster, mal mehr nach Neonlicht klingen. Kreidler empfehlen sich mit dieser ästhetisch höchst eigenständigen Platte einmal mehr als Kraftwerks Erben.

Sebastian Fasthuber, Falter, AU 07.10.2009

Ein Mosaik, das der nahen Zukunft entspringt. So mag der Titel des neuen Kreidler-Albums "Mosaik 2014" gedeutet werden. Mosaik: Ein Muster, zusammengefügt aus kleinen Stücken. Alternative Titelmöglichkeit, so Andreas Reihse gegenüber der Spex, sei auch "Labyrinth 2014". Labyrinth: Kompliziertes Netzwerk, durch das ein Weg mühsam zu finden ist.

Beides beschreibt die Stücke des Albums zutreffend. Kreidler fügen kleine analog und digital, mit klassischen Instrumenten und moderner Technik erzeugte Melodie- und Rhythmus-Schnipsel zusammen. Dies geschieht so strukturiert, dass musikalische Muster entstehen, dass die einzelnen Fragmente, die Klangscherben ein harmonierendes Ganzes ergeben. Der Wohlklang erscheint im Produktions-Prozess einem zufälligen Gang zu entspringen. Es klingt, als werde bei jedem Verwenden ähnlicher klanglicher Bauteile, ein potentiell - vollkommen - anderer Verlauf der jeweiligen Tracks entstehen. Dieser chaotische Determinismus begleitet und unterstreicht den verzweigten Charakter des im Mosaik dargestellten Irrgartens.

Die Art, in der Kreidler die Einzelteile ihrer Musik miteinander verschränken, verschiedene Melodien und Rhythmen zusammenstimmend umeinander herum lagern, zehrt offen und konsequent aus dem Vermächtnis der experimentellen Musik der 1970er Jahre (z.B. Krautrock) und deren Nachfolgern in den 1990ern, zu denen Kreidler ebenfalls zählen.

"Mosaik 2014" schreitet in seiner Gänze und in seinen einzelnen Nummern relativ gleichmässig und eintönig vor sich hin. Ausgesprochene Ruhephasen und expressive Ausbrüche fehlen gleichermassen. In mittlerer Geräuschintensität, aber doch eher gehobener Geschwindigkeit fliesst die spannungsgeladene Klangkulisse daher, fordert die Imagination visueller Begleitungen. Auch die vordergründige Komplexität der Arrangements vermeidet die extremen Zustände. Poppige Phasen oder reine sphärische, klangliche Tapetenmalerei kommen nur als übergangszustände vor. In dieser Beschreibung eines unaufdringlichen mittleren Zustands, eines kontinuierlichen Flusses gehen die vorhandenen schnellen Fluktuationen verloren. So gestalten sich die Stücke voller Turbulenzen, wirbeln die Klänge um sich, um den Hörer herum. Töne schrauben sich spiralig hin und her, erscheinen mal fragmentarisch, mal vollkommen, stechen in ihrem zurückhaltenden Auftreten hervor oder verpuffen in ihrem inszenierten Unmass. Kreidler erschaffen mit diesem Album ein vielskaliges instrumentales Gemälde, dessen offenbare Schönheit begeistert, in dessen scheinbar grobkörniger Strukturierung immer wieder neue Mikrostrukturen erkennbar werden, die zum einen sich wieder zu neuen Makrozuständen verbinden, in denen zum anderen aber erneut überraschende Nanobestandteile zu sehen sind, die wiederum ... So gelingt "Mosaik 2014" - möglicherweise nicht im strikt mathematischen Sinne, aber gefühlt - als "fraktales" Album.

Oliver Bothe, Helga rockt Oktober 2009

Tapestry of Sound
German experimentalists bypass the 21st century, creating a musical zone that unites the 20th and the 22nd centuries on a sundrenched, achingly slow disco trip that navigates between glacial synths and Afro drums.

Richard Brophy, DJ Magazine UK 10-09

(..)

Die musikalischen Visionen von Kreidler sind da anders ausgerichtet. Elegant-futuristisch kommt das Quasi-Titelstück des am 02.10. erscheinenden Mosaik 2014 an, und wenn inmitten der geschichteten Rhythmen, Soundbewegungen und Melodien ein Gefühl vermittelt wird, dann eines von verhaltenem Optimismus. Nach Kreidlers Liveauftritt bei der c/o pop bin ich schon gespannt auf den Rest, Mosaik gibt es derweil schon mal auf Myspace zu hören.

Uli Uli, Twoday 09 2009

die gute cd

Während Brian Eno, der Pate des Ambient, imaginäre Orte wie Landschaften oder Flughäfen beschallte, wurden seine musikalischen Ahnen von der Düsseldorf-Berliner Band Kreidler schon für ganz reale Orte gebucht: Eine Eröffnung von Andreas Gursky im New Yorker MoMa haben sie genauso musikalisch begleitet wie Catwalks von Chanel und Lacoste. Nun gibt es nach längerer Pause wieder ein richtiges Kreidler-Album, Mosaik 2014 wurde in wenigen Tagen in der Garage der Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel eingespielt. Wir hören futuristische Konzeptmusik - allerdings mit Störfaktoren, denn archaisch anmutende Percussionklänge und die bedrohliche Schwere des großartigen Schlagzeugspiels sorgen dafür, dass Mosaik 2014 mehr ist als Musik für kahl geweißte Galerieräume. Aufreizend entschleunigt arbeiten sich die Stücke mit poetischen Titeln wie European Grey oder Impressions d’Afrique voran - manchmal klingt das wie Techno aus dem transeuropäischen Schlafwagen. Der Schlummer, in den uns diese hypnotischen Schlieren tragen, ist tief und geheimnisvoll.

AL, Qvest, January 2010

Musik zur Zeit
Musikempfehlung ist immer schwierig, weil es doch meistens eine Genrevorliebe gibt.
Hier mal meine aktuellen Musikbegleiter (nicht nur beim Laufen) alles Alben.
Miss Platnum: The Sweetest Hangover (souliges Berliner Balkan Pop-Pouri)
Prefab Sprout: Music will Change the World (für die einen Pop as Pop can, für die anderen leicht kitschig)
Amande Blank: I love you (voll auf die 12!)
Kreidler: Mosaik 2014 (treibend feine E-Musik aus Düsseldorf)
Kings Of Convenience: Declaration of Dependece (perfekt für den langen Lauf durch den Herbstwald)
(..)
Laufen und Triathlon (!) in Leipzig (z.B. beim 14. Oberholzer Volkssportlauf am 27. September)

Verfasst von marcuskrueger, Jogmap, am Di, 2009-09-22 12:43.

KREIDLER finally are back after over 5 years of absence. To the uninitiated, they are respected for trailblazing the road of indie electronic music for good reason. They bridge the eloquence of late 20th Century breakthroughs in contemporary electronic immaculately with the natural beauty of acoustic driven wisdom blessed by the 70's Krautrock greats.

They've outdone themselves with their new full length "mosaik 2014" on ITALIC. A mainstay on our CD player here at KOMPAKT, KREIDLER shine with a more jam based sensibility...music for today - not tomorrow or yesterday.

NN, Kompakt, D 10 2009

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Kreidler Afrofuturismus Düsseldorf

Erstaunlicher hätten Kreidler nicht darauf aufmerksam machen können, dass sie noch da sind. Nicht dass sie richtig weg waren, aber das allgemeine Pop-Interesse hat sich in den letzten Jahren verlagert: weg vom Track zurück zum Song, Lagerfeuer und Vollbart statt Electro-Futurismus. Wobei Martin Büsser sagt, dass das alles Blödsinn ist und Mosaik 2014 deutlich macht, dass solche Gegensätze sowieso nichts als denkfaule Konstruktionen sind. Fotos: Katharina Poblotzki.

Natürlich ist "Mosaik 2014" futuristisch. Und elektronisch. Aber man hört der Musik an, dass Kreidler sich nicht um alte Rangeleien wie Rock vs. Electronica scheren. Eine Gruppe, die im Laufe ihres fast 15-jährigen Bestehens mal als Ambient, mal als Techno, aber auch als Kraut- und Postrock klassifiziert wurde, weiss darum, dass solche Kategorien sowieso nur auf dem Papier funktionieren. Die Realität hört sich anders an. Sie fand im März vergangenen Jahres in der Garage von Rosemarie Trockel statt, wo Kreidler nach fünfjähriger Alben-Pause geradezu rasend schnell zu einem neuen Sound gefunden haben. Der ist karg, aber auch federnd. Groovy und zugleich minimalistisch. Es handelt sich um tribalistische Musik, sodass man fast in Versuchung kommt, von Afrofuturismus zu sprechen. Der dann aber doch wieder an den "Sound of Düsseldorf" rückgebunden wird. Sun Ra trifft auf Kraftwerk ... Ein Vergleich, der sich aufdrängt, aber natürlich völlig abgegriffen ist. "Wir können diese ganzen Kraftwerkund Düsseldorf-Verweise nicht mehr hören", merkt Detlef Weinrich insofern treffend an einer Stelle im Interview an, als wir uns darüber unterhalten, ob es überhaupt noch so etwas wie eine lokale Szene gebe.

Kreidlers Überwindung von vermeintlichen Genre-Grenzen, aber auch das Zusammenführen von archaischen mit zugleich futuristischen Elementen ist durchaus zeitgemäss. Nichts anderes machen auch Animal Collective oder Gang Gang Dance. "Das Gute ist ja, dass heute so vieles zusammen geht, was lange getrennt war", sagt Weinrich. "Du kannst einen langen Bart haben und trotzdem am Sampler stehen. Es gab noch nie so wenig Tabus und Berührungsängste in der Musik wie in den letzten Jahren."

Nein, an diesem viel zu heissen Nachmittag während der Kölner c/o pop ist nicht von Beliebigkeit die Rede. Wenn Beliebigkeit bedeutet, dass Musik ins Geschmäcklerische kippt, dann ist "Mosaik 2014" das genaue Gegenteil: ein Album voller Trennschärfen. Kein Ton zu viel, keinerlei Dekoration. "Impressions D'Afrique" heisst eine Nummer auf dem wieder einmal anspielungsreichen Album, dessen Musik zwar ohne Texte auskommt, dessen Titel aber einen ganzen Schwarm an kontextuellen Bezügen freilassen. Die Nummer bezieht sich auf einen Roman von Raymond Roussel, kann aber auch auf die Musik des Albums bezogen werden. "Es gab ja immer wieder Phasen in der Musikgeschichte, in denen westliche Musiker ihren Blick nach Afrika gewandt und tribalistische Elemente in ihre Musik eingebaut haben", erzählt Weinrich. "Im Krautrock gab es da hervorragende Sachen, zum Beispiel von Embryo, später findest du dieses Afro-Element im No Wave, und heute nutzen es all die hippen Bands aus New York. Das scheint also zyklisch wiederzukehren." Reihse merkt ergänzend an, dass die aussereuropäischen Elemente in ihrer Musik vielleicht ein Ergebnis der Tour seien, die Kreidler im Auftrag des Goethe-Instituts 2003 unter anderem nach Singapur und Bangkog führte - verwirft es aber schnell wieder, da die Reise viel zu lange her sei. Und Weinrich merkt inhaltlich konkretisierend an: "Ausserdem kamen wir dort nicht wirklich in Kontakt mit lokalen Musikern. Es fanden keine gemeinsamen Sessions oder so etwas statt. Es ist ja etwas anderes als das, was Damon Albarn von Blur in Afrika gemacht hat. Wenn du nur eine Gitarre dabeihast, kannst du natürlich vor Ort mit Strassenmusikern jammen, aber wir schleppen das ganze elektronische Equipment mit uns rum, dafür brauchst du ja überhaupt erst mal eine Steckdose."

Stichwort Krise. Denn auch eine renommierte, weit gereiste Band wie Kreidler bekommt diese zu spüren: "Platten verkauft man ja sowieso kaum mehr, das ist allen klar, aber auch die Gagen für Konzerte fallen viel geringer aus als noch vor ein paar Jahren", sagt Weinrich. "Die Veranstalter haben auch weniger Geld." Doch Reihse sieht auch positive Aspekte: "Eigentlich ist es doch super, dass diese ganze Business-Blase zusammengebrochen ist. Keine Popkomm mehr, kein Dieter Gorny mehr! Endlich kann es wieder um Musik gehen. Denn seit dieser ganze Quatsch weg ist, fällt einem überhaupt erst so richtig auf, dass es dabei nie um Musik gegangen ist, immer nur ums Geschäft." Oder, anders gesagt, wenn es um Musik ging, dann um deren kommerzielle Verwertbarkeit, nicht um Ästhetik. Dieser Zusammenbruch korrespondiert mit einem Artikel, den Diedrich Diederichsen jüngst in der SZ veröffentlicht hat. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, heisst es dort sinngemäss, dass sämtliche interessante Musik von Free Folk bis zu ambitionierter Electronica überhaupt noch etwas mit Pop zu tun hat. "Ästhetisch wie soziologisch" sei das nicht Pop, sondern "High Art, Galerienkunst" für ein intellektuelles, aber kleines Publikum. "Das ist schon richtig, aber ich glaube nicht, dass die Galerien und Museen die klassischen Club-Strukturen ersetzen können", meint Reihse. "Wir haben das ja schon alles gemacht, wir haben im MoMA und in diversen Galerien gespielt, aber meistens sind die akustischen Bedingungen dort viel schlechter als bei einem konventionellen Konzert. Und ein guter Sound ist nun mal auch wichtig."

Martin Büsser, intro, D 10 2009

Kreidler Straight from the gut

What happens when a terrific art-pop band is moving in circles and lost the vision about their hypothetical way of making music? Well - they can get even more abstract and loose themselves in a labyrinth of sound. Or they cast all old habits aside to rehearse real free minded.

The german trio Kreidler was in that situation. and they decided to do it the second way. after their long player "Eve Future Recall" from 2004 they tried to work on an even more concentrated form of avant-garde pop, that works at art exhibitions as well as in living rooms. Due some aesthetical discrepancy they couldn't manage to release another record and the chemistry within the band seemed to get lost a little bit. but instead of closing the band chapter, they went to the studio without any specific picture in mind and played in a record that comes straight from the gut. with Mpc, Drums, Bass, Keyboard, synthesizers and Computers they made a matchless instrumental cosmic rhythm manifest. with percussive patterns, that sound like african rhythms processed to a European beat machine of flesh and blood, they even ask you out to dance.

Especially in this moments the trio shows his love for old seventies italic and Cosmic Disco traditions. but there are also some trippy dark murmuring parts that remind you on legendary Krautrock bands like Can or neu! and sometimes their sound gets enlightened by some little sweet pop melodies. a brave new start of a worldwide acclaimed avant-garde band, that does not follow any zeitgeist. not at least because they listened only to their hearts, which had enough from doing art that follows theoretical guidance.

Michael Leuffen, Streetwear Today, 10 2009

Tonträger. Platten zum Hinhören: Düsseldorfer Mosaik

Seit 15 Jahren wabern Kreidler durch elektronische Klangwelten. Auf seinem neuen Album setzt das Trio viele Steinchen zu einem unfassbaren Bild zusammen.

Alles beginnt in Düsseldorf, natürlich! Von dort kommt das Trio Kreidler. Und von dort kommen diejenigen, die ihr neues Album Mosaik 2014 maßgeblich beeinflusst haben: Kraftwerk, NEU! und La Düsseldorf, weniger stark Rheingold und DAF. Auch Mosaik 2014 beginnt dort, schon die ersten Klänge der Platte führen zurück in die mittleren Siebziger, zum warmen Wabern Kraftwerks. Damals war das noch Pionierarbeit, heute wundert solches Oszillieren niemanden mehr.

Es sind nur ein paar Sekunden. Und dann: Raus aus der Stadt! Mosaikstein um Mosaikstein tasten sich Kreidler um die Welt und durch die Zeit. Vor allem zu solchen Klängen, die ihrer Zeit voraus waren. Ambient, wie ihn einst Yello spielten, Deep House, eine wummernde Basstrommel und afrobeatig rumpelnde Perkussion, Zischeln, Rappeln und mehr Bass, mehr Rhythmus. Klack! Und… klack! Und… klack! Hier noch ein Steinchen. Und dort noch eines.

Auch Zero - das zweite und, nebenbei, beste Stück der Platte - fährt in Düsseldorf los, diesmal hallen Neue Deutsche Welle und Krautrock nach. Dann eine unwiderstehliche Melodie des Keyboards, die aus Gary Numans Are Friends Electric stammen könnte, mehr Hämmern auf allerlei Perkussion. Und so geht es weiter, neun Stücke lang: Da sind Munich Disco und das Glitzern der Eurythmics, Super Mario und Colt Seavers. Und mehr Yello, mehr Krautrock, mehr warme Keyboards, noch mehr Bass und noch mehr Rhythmus. Keines der Lieder bleibt auf einem Kontinent oder in einem Jahrzehnt. Alles schwingt!

Seit fünfzehn Jahren nun gibt es Kreidler, Mosaik 2014 ist ihr sechstes Album, Remixplatten nicht gezählt. Aber das Zählen ihrer Alben ist wohl kein sinnvoller Weg, sich ihrem Werk zu nähern. Denn Kreidler bewegen sich zwischen den Sphären.

Sie zerstückeln Lieder von Depeche Mode, Shantel und den Einstürzenden Neubauten, spielen auf großen Festivals. Sie treten auf im New Yorker Museum of Modern Art und im Pariser Centre Pompidou, im Auftrag des Goethe-Instituts eilen sie als Kulturbotschafter um die Welt. Ihre Musikvideos sind kleine Kunstwerke, die eher bei Filmfestivals laufen als im Fernsehen. Ihre Musik untermalt Filme, Theaterstücke, Tanzproduktionen und Modeschauen. Im Werk der Band durchdringen sich die Künste. Angesichts dieser Vielgestaltigkeit wirkt Mosaik 2014 geradezu in sich geschlossen, ja direkt.

Endgültig greifbar ist es nicht. Denn Kreidler bleiben im Raum zwischen den unregelmäßig geschliffenen Mosaiksteinchen. Sie wollen gar nicht ankommen. Nach einer guten dreiviertel Stunde liegen tausende bunter Quadrate kreuz und quer in der Gegend. Ein Bild? Nein. Schließlich hat man das Gefühl, dass Kreidler einem doch wieder durch die Finger geflutscht sind.

Der Werbespruch des Kornwestheimer Mofaherstellers Kreidler heißt: Verlass' Dich drauf. Die Musik der Band Kreidler klingt hingegen wie der musikgewordene Widerspruch, wie eine Warnung: Bist du dir wirklich sicher?

Mosaik 2014 von Kreidler erscheint bei Italic Recordings/Kompakt auf LP. Die CD des Albums veröffentlichte Italic Recordings/Rough Trade.

Jan Kühnemund, Die Zeit 18.01 2010

Zukunftsmusik von Kreidler

Morgen erscheint "Mosaik 2014", das neue Album des Düsseldorfer Trios. Eingespielt wurde es im Atelier der Künstlerin Rosemarie Trockel. Die Platte bietet eine unwiderstehliche Mischung aus Elektronik und Perkussion. Es gehört schon jetzt zu den besten Produktionen des Jahres.

Düsseldorf. Und jetzt kehren sie zurück und bringen eine Platte mit, die man nicht erwartet hätte, deren Sound ganz anders ist, energiegeladen und umwerfend, in der Gegenwart fussend und über sie hinausweisend, mehr Bauch als Kopf und doch noch klug genug. "Mosaik 2014" heisst das rein instrumentale Album und darin kann man sich verlieren, wie in einem kosmischen Wolkenkuckucksheim, man wirft sich hinein und alles schwebt und ist nicht Science und nicht Fiction, aber schön und spannend wie ein Traum. Seit Kraftwerks zu ihrer Zeit unterschätzter, aber nach wie vor wegweissender Rhythmus- und Trance-Vision "Electric Café" von 1986 hat es kein Werk aus deutschen Landen gegeben, das derart ambitioniert und gescheit elektronisches Gespinst zwischen herrlich vertrackten Trommelattacken zum Zittern bringt wie diese Platte. Sie ist neu erscheint morgen und kommt von Kreidler.

Karl Lagerfeld lässt Ihre Stücke bei Modeschauen von Chanel laufen

Vor 15 Jahren fand die Band zusammen, Detlef Weinrich (Jahrgang 1966), Andreas Reihse und Thomas Klein trafen sich im Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie. Mit der zweiten Lp "Appearance & The Park" wurde sie ein bisschen berühmt. mit dem Stück "Coldness" gelingt ein kleiner Hit, der Clip zum Song wird bei den Oberhausener Kurzfilmtagen ausgezeichnet. Das ist Elektro-Pop, etwas Techno, viel Kunst und ein Hauch Improvisation - aber ohne den Hang zum Muckertum. Depeche Mode beauftragt Kreidler den Song "Goodnight Lovers" zu remixen, Karl Lagerfeld lässt Ihre Stücke bei Chanel Modeschauen laufen, sie liefern einen Beitrag zum Pina-Bausch-Stück "Ten Chi", ihre Konzerte in Japan werden heftig beklatscht, und 2001 spielen sie im Museum of Modern Art in New York zur Eröffnung der Andreas-Gursky-Retrospektive.

Die letzten Platten waren dann ein bisschen verkopft, da musste man vorher einiges gelesen haben, ums sie begreifen zu können. "Eve Future ist eine Annäherung an den Roman "Die künftige Eva"von Auguste Villiers de l'Isle von 1886. Und auf dem Nachfolger "Eve Future Recall" lassen sie 2004 einen digitalen Don Quichote durch die Mancha reiten. War gut gedacht, aber anstrengend. Nun also, fünf Jahre danach, die Befreiung, alles auf Anfang. Über die Galerie Monika Sprüth bekamen die drei,die inzwischen alle Familienväter sind, Kontakt zur Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel, und in deren Atelier spielten sie "Mosaik 2014" in einer einwöchigen Live-Session ein. "Wir wollten ein energetisches Höchstmass erreichen", sagt Thomas Klein, der die Perkussion besorgt. Er orientierte sich dabei an den grossen Kollegen aus dem Krautrock, an Klaus Dinger von NEU! und Jaki Liebezeit von Can, macht Druck, treibt die Sequenzen vor sich her. Obwohl sie solche Parallelen bisher stets verneint haben, klingt das Album, als habe der legendäre Produzent Conny Plank (Kraftwerk, Ultravox) seine Finger im Spiel gehabt: einfach, aber intensiv. Wie eine Session anmutend, aber koordiniert. Ausufernd, doch diszipliniert. Live und also rauh und ungeschliffen.

Kreidler am Pool - von links Detlef Weinrich, Thomas Klein und Andreas Reihse

Das waren ungeheuer mutige Musiker", sagt Klein mit Blick auf die 70er Jahre, "damals kamen aus Deutschland unfassbar interessante Sachen." Aber es gibt noh zwei andere grosse Einflüsse. Der eine ist die Plattensammlung von Detlef Weinrich, in der Disco und Afro viel Platz einnehmen. Die Musik von Kreidler geht neuerdings in die Bein., die Band lässt sich von der Clubkultur inspirieren und hat bereits Aufträge für Remixes von einzelnen Stücken vergeben.

Auch Kunst und Literatur sind Bezugspunkte für Kreidler. Stanislaw Lems "Sterntagebücher", "Die Mars-Chroniken" von Ray Bradbury habe sie während der Aufnahme gelesen, auch das Buch "Eindrücke von Afrika", in dem Raymond Roussel einen fantastischen Kontinent imaginiert. "Man kann die Stücke als Erzählungen begreifen, als melancholische Geschichten ohne Text, aber getragen von einer Sehnsuchtsidee", sagt Detlef Weinrich. Zukunftsmusik mit Traditiion könnte man das nennen. Man muss es sich anhören. Es ist der Sound von 2009.

INFO - Album und Konzert
CD Das Album "Mosaik 2014" erscheint morgen beim Kölner Label Italic.
LIVE Am Donnerstag, 5. November, spielt Kreidler im Bahnhof Langendreer in Bochum. Beginn 20 Uhr, Eintritt 15 Euro.
TIPP Einsteigern ins Werk von Kreidler sei dei Platte "Appearance & The Park" empfohlen.

Philipp Holstein, Rheinische Post, D 1. Oktober 2009

Clip-Gossip mit Andreas Reihse

Der erste Clip, an den du dich erinnerst?
Jailhouse Rock von Elvis? Oder denke ich das nur, weil der so antik ist? Was von den Beatles? Stones? Kraftwerk?

Wie wichtig ist dir die Visualisierung (in bewegte Bilder) für deine eigene Kunst?
Als der Komponist Gya Khancheli zu Besuch bei mir war und ich ihm Eve Future vorspielte und er sich einen Stuhl nahm und zwischen die Lautsprecher setzte und einfach eine halbe Stunde konzentriert Musik hörte, fand ich das sehr toll. Also hören. Musik hören. Aber Detlefs Kurzfilme zu Eve Future sind natürlich auch fantastisch.

Was für eine Anekdote fällt dir ein, wenn du an deine eigene Videodreh-Historie denkst?
Da muss ich an diese grossspurige Oberflasche aus Hamburg denken, die uns empfohlen wurde als toller Regisseur, der auch irgendetwas für MTV gemacht haben sollte. Er hat dann versucht, das Video für Au-Pair zu drehen, dabei das ganze Geld verbraten – und das Ergebnis war schlechter als der schlechteste Handyclip. Sebastian Kutscher hat dann mit dem bisschen Geld, das wir noch auftreiben konnten, das wunderbare Video gedreht, das in Oberhausen ausgezeichnet wurde.

Welchen Clip findest du schrecklich?
Clips von Leuten wie Air. Geschmäcklerischer Franzosenkram, Scientology.

Wenn Budgets keine Frage wären: Was wäre der Plot deines Traumclips?
So funktioniert das nicht. So kommen nämlich Air raus. Nichts als heisse Luft.

Wenn du auf einer Jukebox mit riesigem Display wählen könntest: Welche drei Videos würdest du spielen?
Irgendwas von Peter Christopherson, Cerith Wyn Evans und Mark Leckey.

Wer ist für dich der beste Clipregisseur?
Rosemarie Trockel.

Intro empfiehlt Kreidler Mosaik 2014 CD // Italic / Rough Trade / Auf Tour vom 05. bis 15.12.

Martin Büsser, intro, D 10 2009


 


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